Kleine Mitteilungen.
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Anschauung nicht bringen. Ich möchte aber gerade über diesen Gebrauch im Urstil berichten. Da sind aber leider nur noch einige Personen zu haben, welche mir Details geben können über Text, Melodie, Anzug pp. Auch möchte ich gern einen Gegenstand, den sogenannten „Stern“, welcher bei der Aufführung gebraucht wurde, dem Mürk. Provinzial-Museum stiften. Dazu gebrauche ich aber lüngere Zeit. Ich werde aber spüter, hoffentlich schon bis Ostern, darüber berichten. Anbei folgt der ganz kurze Bericht über das sogen. „Austuten“, welches noch in diesem Jahre war.
Am 15. Decembcr gehen die grösseren Knaben von Haus zu Haus und „tuten“ auf Ziegen- und Kuhhörnern das Weihnachtsfest an. Eine Harmonie haben die Töne nicht, wohl aber sind sie im Stande, Menschen rasend zu machen. So geht , dies 10 Tage lang. Nachdem sie am Christabend „abgetutet“ haben, gehen die Knaben bezw. ein „Obmann“ derselben in die Häuser und fragen an, was ihnen der heilige Christ bescheert habe. Die Hausväter und Hausmütter geben dann den Knaben Geld, Kuchen, Äpfel und Nüsse. Diese Sammlung wird hierauf unter den Kindern gleiclnnässig verteilt. Die alten Leute der Pichelsdorfer Fischergemeinde, vornehmlich die alten Frauen, werden von dem „Tuten“ so feierlich ernst gestimmt, dass ihnen beim Anhören dieses Geheuls die Thränen über die Wangen rollen. Den eingewanderten „Fremdlingen“ dagegen ist es so lästig, dass sie alle Hebel in Bewegung setzen, um auch diese Sitte auszurotten. Es scheint auch nur noch in diesem Jahre gewesen zu sein.
Ein weiterer Bericht folgt.“ —
Diesem dankenswerten Berichte des Herrn G. Mähliss fügen wir hinzu, dass über das Sterndrehen zwischen Weihnachten und Neujahr und auch bis Gross-Neujahr (Heiligen Dreikönigs-Tag) zu Pichelsdorf Adalbert Kuhn in den Märkischen Sagen und Märchen pp. (Berlin I8f3) S! 3T7 flg., unter Mitteilung des dabei gesungenen Liedes, erzählt. In Greifswald habe ich das Herumziehen der Heiligen Drei - Könige noch selbst mit erlebt und darüber im „Bär“ VI 1880, S. 7 flg. berichtet. Auch in Swinemünde findet ein solches Herumziehen armer Kinder in Kostüm der Heiligen Drei-Könige aus dem Morgenland noch hier und da statt. Jetzt erfolgt, wo die Sitte noch besteht, der Umzug am Heilig - Abend vor dem I. Weihnachtsfeiertag, weil da die Angesprochenen williger zum Schenken sind. Es wird gebeten, mitzuteilen, wo in der Provinz Brandenburg das Austuten und Sterndrehen noch jetzt stattfindet. E. Friedei.
Ein hochinteressanter Fund wurde gelegentlich der Neubauten für das Feierabendhaus des Elisabeth-Krankenhauses gemacht. Beim Ausheben der Fundamente stiessen die Arbeiter auf eine silberne Grundsteinsplatte mit folgender Inschrift:
„Friedrich Wilhelm Wendlandt erbaute dieses Haus im Jahre MDCCCXV. Sieben Jahre hindurch hatte Preussen unter dem Drucke des übermüthigen Ausländers geschmachtet, da erwachte die Kraft und der volle Muth unserer Brüder. — Im Verein mit Russland, England, Österreich und den übrigen
*) Vgl. auch „Bär“ XI. 1885 S. 208 und besonders S. 223 u. XIII. S. 230.