Heft 
(1897) 6
Seite
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8. (6. ausserordentl.) Versammlung in Schönholz.

schöne Giesserin unter Joachim TI durch Caspar Theiss, auf Schönholz bezog. Für solche Beziehung besteht aber keinerlei ernste Grundlage.

Die Geschichte von Schönholz beginnt vielmehr erst mit der Zeit, in welcher Elisabeth Christine, die Gemahlin Friedrichs des Grossen, das Schloss Nieder-Schönhausen bezog und die älteste gedruckte Quelle, aus der wir die ersten Nachrichten über Schönholz schöpfen, ist Fried­rich Nicolais Beschreibung von Berlin und Potsdam. Er berichtet auf Seite 1093 der Ausgabe von 1786, gelegentlich der Beschreibung von Nieder-Schönhausen:Zum Zweck des Seidenbaus war bereits 1743, am Ende der vom Schlosse abgehenden Charlottenburger Allöe, im Walde eine weitläufige eingehegte Plantage von vielen Maulbeerbäumen gepflanzt worden. In dieser Plantage wurden zugleich allerlei schöne Sorten Obstbäume gepflanzt und, nach der eigenen Angabe der Königin, inner­halb derselben ein sehr anmuthiges Lust Wäldchen von allerlei wildeu und zum Theil fremden Bäumen angelegt, zwischen welchen drei Wein­berge befindlich sind. Die in mannigfaltiger Richtung angelegten Alleen sind nunmehr oben zusammengewachsen und stellen natürliche Bogen­lauben vor. Dieses Lustwäldchen ist besonders im Junius, wenn die vielen darin angelegten wilden Rosensträuche und Bäume und die Akazien blühen, äusserst anmuthig.

Aus dieser Beschreibung Nicolais geht unzweifelhaft hervor, dass das jetzige Schönholz gemeint ist. Denn es liegt am Ende der von Schloss Nieder-Schönhausen nach Charlottenburg führenden Alläe und von den beschriebenen Anlagen können wir noch heute in den vorhan­denen alten wilden und fremden Bäumen und Sträuchern die zuverlässi­gen Spuren finden. Selbst die Anordnung des Lustwäldchens nach der von Nicolai beigegebenen Karte lässt sich aus dem Stande der verblie­benen alten Bäume und Wege wiederfinden. Einen Grundriss dieser Königinplantage genannten Anlagen habe ich danach herzustellen ver­sucht. (Kann leider nicht mit abgedruckt werden.)

Das alte Haus, das neben dem erst von der Schützengilde er­richteten Saalgebäude liegt, wird seit JahrzehntenSchloss Schönholz genannt. Es steht, wie eine genaue Untersuchung der Fundamente und Kellereien ergeben hat, seit höchstens 100 Jahren und seine äusseren Ornamente, die ihm ein altertümliches Ansehen geben sollten, datieren vielleicht aus der Zeit von 184050. Eins der Zimmer darin ist mit seidenen Tapeten aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts ausgestattet; aber es sind verschiedene Muster und die Tapezierung ist keine ein­heitliche; es scheint deshalb, als wenn beseitigte Tapetenreste aus Schloss Nieder-Schönhausen hier zusammengestückelt verwendet worden sind. Auch für die Tradition, dass die Königin Luise in diesem Zimmer mit Hardenberg konferiert habe, hat sich kein geschichtlicher Anhalt gefunden.