222
H. Pieper, Parchent und einige ähnliche Namen.
Parchent und einige ähnliche Namen.
Wenn ich noch einmal die Aufmerksamkeit der Leser auf dieses in der „Brandenburgia“ schon mehrfach besprochene Wort zu lenken versuche, so geschieht es deswegen, weil meines Erachtens der geschichtliche Zusammenhang, in dem dasselbe erscheint, bisher viel zu wenig oder gar nicht hervorgehoben worden ist. Und doch kann ein so altes Kulturwort — um ein solches handelt es sich hier! — nur dann richtig verstanden werden, wenn man es^in allen seinen Verzweigungen und Beziehungen kennen gelernt hat.
Durch die bisherigen Besprechungen 1 2 ), ist festgestellt wurden, dass das Wort in verschiedenen Städten des nordöstlichen Deutschlands (Luckau; Marienburg 3 * 5 ); Posen; Sagan; Sprottau; Grimberg; Liibben) zur Bezeichnung des zwischen (d. h. ausserhalb) der Stadtmauer und dem Wallgraben oder, wo noch eine Aussenmauer vorhanden war, zwischen den beiden Mauern belegenen Raumes angewendet wird oder früher angewendet wurde. Weitere Belege, die auch das Vorkommen des Namens in früherer Zeit bezeugen, finden sich in dem mittelhochdeutschen Wörterbuch von Ch. F. Benecke und W. Müller, wo (II. S. 465) zunächst aus einem Breslauer Vokabular, über dessen Alter nichts angegeben ist, die Glossen angeführt werden:
parcham intervallum dicitur spacium inter fossum (!) et fossatum; parchan vel plank, vallus; parchin vel blanke, vallus
und weiterhin aus dem am Anfänge des 14. Jahrhunderts in Schlesien nach einem älteren thüringischen oder rheinhessischen Gedichte umgearbeiteten Liede über die Kreuzfahrt des Landgrafen Ludwig des Frommen 3 ) zwei Stellen citiert sind, welche lauten:
2959: des lac ir nv manich hundirt tot
In dem parchane, in den graben etc.
3174: Die Cristen wurden gar vf gehaben, ane die iene, die in dem graben,
An di in dem parkame lagen,
tzu den wolde er sich nicht wagen u. s. w.
Zweifellos ist in dem Gedichte, trotz der verschiedenen Form des
') Brandenburgs III (1894) S. 148 f.; 198; 238. IV (1895) S. 63 f.; 97 fi.
2 ) L. Passarge, Aus dem Weichseldelta, Berlin 1857, S. 276, citiert bei Frisch
bier, Preuss. Wörterbuch II S. 121: „Parcham m. Wallgang um das rechte Haus der
Marienburg, zugleich Begräbnisstätte der entschlafenen Brüder“.
5 ) Herausgeg. von Friedr. Heinr. v. d. Hagen, Leipzig 1854.