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H. Pieper, Parchent und einige ähnliche Namen.
Gehege“, niederländ. perk „eingehegter Raum“, ahd. pferrih, pfarrih m. „Umhegung, Umzäunung besonders zur Aufnahme der Herde“, mhd. pferrieh, nlid. Pferch) 1 ), in mundartlichen Formen, z. B. in dem westfälischen parchem m. „Park, Pferch“ 2 3 4 ), jedoch eine Weiterentwickelung der Grundform *park-, ja wenn wir annehmen wollen, dass auch in dem zuletzt genannten Worte die beiden oben erwähnten Lautveränderungen, der Übergang des k in ch und die Angleichung des Suffixkouso- nanten an den Wortanlaut eingetreten sei, eines altgermanischen *parkan-a- antreffen. (Altgerm. *parkan-a-: *park-a- = ahd. hagan m. „Dornstraucli“, mhd. auch „Verhau“: ahd. hac, hag. m. n. „Dorngebüsch, Einfriedigung, eingehegter Wald, Park, Stadt.“)
In Deutschland war, wie die Übereinstimmung des Angelsächsischen mit den kontinentaldeutschen Mundarten und das Vorkommen des Wortes in den ältesten germanischen Rechtssammlungen ; ’) beweist, dasselbe schon frühzeitig, spätestens seit dem 4. nachchristlichen Jahrhundert, einheimisch. Da es nun aber auch ebenso in den west- und südromanischen Sprachen vorkommt (franz. parc, provenz. parc-s, span.-portug. parque, ital. parco) 1 ), von wo es wiederum in andere Sprachen, z. B. auch in die keltischen, übergegangen ist, so möchte ich den Ausgangspunkt dieser ganzen romanisch-germanischen Wortsippe in dem sermo castrensis der in Gallien und Germanien stationierten römischen Soldaten suchen, die mit einem Worte *parricus ‘parcus ') etwas Ähnliches bezeichnet haben mögen wie mit vallus, welches Wort auch in sehr viele Sprachen eingedrungen ist. Jenes ‘parricus 'parcus ist nun zwar aus der lateinischen Schriftsprache bis jetzt nicht nachgewiesen 6 ), doch könnte es sehr wohl in der Vulgärsprache vorhanden gewesen sein, da in dem alt- umbrischen Dialekte der Eugubinischen Tafeln 7 8 ) der Ausdruck vorkommt „tertiam-e praco pracatarum“, was nach Buechelers H ) sicherer Deutung
’) Fr. Kluge, Etym. Wört. d. deutsch. Sprache 5 u. d. W. Pferch.
*) Woeste, Westfälische Mundart, Leipzig 1883, S. 195.
3 ) Parcus, parricus Leg. Kip., Angl.; parc, parch Leg. Baj. (2,9•• granarium, quod parch appellant), cf. Fr. Kluge, Etym. Wörterb. der deutschen Sprache 5 u. d. W. Pferch.
4 ) G. Körting, Lat.-romanischeg Wörterb. S. 539 No. 5888. — Im Romanischen hat das Wort manchmal eine Bedeutung, die nahe an die von ParChent heranstreift, z. B. wenn es in einer französischen Urkunde v. J. 1371, welche Du Cange (Glossarium mediae et infimae latinitatis in der Neubearbeitung von L. Faure, Bd. VIII, Niort 1880, S. 181) anführt, heisst: Les Anglois se logerent en la ditte ville — et visiterent Parrigue forte de muraille et une cohue prös du dit fort etc.
5 ) Ähnliche Doppelformen haben wir in porrigo und porgo, surripio und surpio, cf. Fr. Stolz, Hist. Gramm, d. lat. Sprache I S. 205.
8 ) Einen Eigennamen Parricus führt Pauly’s Reallex. d. klass. Altert, s. h. v. an.
’) Via 12. Diese und die Tafel VII, welche beide in lattinischer Sprache geschrieben sind, stammen etwa aus der Mitte des 1. vorchristl. Jahrhunderts.
8 ) Buecheler, Umbrica, Bonn 1883, S. 48, der nicht nur parricus, parcus, Pferch vergleicht, sondern auch lat. pergula, für das nach Quintilians Zeugnis (Jnstit. I, 5, 12) ein aus Placentia gebürtiger Redner precula gesagt habe, heranzieht. In der That