Militärische Beziehungen zwischen Preussen und Russland.
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gleich der, welche die beiden Grenadierbataillone des preussischen 1. Garde- Regiments führen, und werden den besten Leuten solche Mützen aufgepasst, in welchen ein Loch, ab und zu auch zwei, vorn durch das Blech mittels einer Flintenkugel geschossen worden ist, in Erinnerung an den blutigen und siegreichen Sturm auf die Festung Otschakoff. Das Regiment hat einen eigens komponierten Marsch zur Parade und Kaiser Nikolaus sowie Alexander II. Hessen auf Paraden das Regiment in Regimentskolonnen immer mit gefälltem Gewehr vorbeidefilieren. Die Leute dienten damals 25 Jahre, und wurden bei den Rekrutierungen als Leibeigene von Gutsbesitzern in verschiedenem Alter abgegeben, auch in der Kirche ihres Heimatsdorfes wie Tote abgesungen; nur wenige Verheiratete konnten ihre Frauen mitnehmen. In den Kasernen gab es noch bis 1856 pro Regiment der Garde etwa 2—300 Familien, welche Brot-Portionen und Grütze erhielten, auch gab es eine eigene Regimentshebamme«und eine Soldatenschule für uniformierte Kinder, aus denen Schreiber, Musikanten, Chirurgengehilfen hervorgingen, selten wirkliche Soldaten, da die Kinder meist zu schwächlich waren. Sie marschierten bei Patronatsfesten der Regimenter besonders auf, zwar uniformiert, aber ohne Waffen.
Da Kaiser Paul eine auffallend aufgestülpte Nase hatte, so wurden in das Regiment Paul nur solche Rekruten eingestellt, die eine Stupsnase be- sassen. Die Zuteilung wurde vom Kaiser Nikolaus und Alexander II. persönlich im Laufe des Winters, je nach Eintreffen der monatelang dauernden Rekrutentransporte, besorgt, indem der Zar den auf dem Korridor im Winterpalais harrenden Ausgehobenen, die als geeignet erschienen, einen dicken Kreidestrich auf den Pelz malte. Die Backen- und Schnurrbärte wurden zu allen Paraden und Besichtigungen, Wachen u. dgl. schwarz gewichst und gefärbt und im Regiment Paul von unten nach oben gestrichen, das bei den echtrussischen breiten Gesichtern, Stupsnasen und bei den nach vorn überstellenden Grenadiennützen mit Pompon oben nach vorn, sehr eigentümlich und originell aussah.
Alle Garde-Regimenter hatten einen besonderen Typus des Äusseren, der höchst seltsam ausgewählt wurde und noch heute für den Anthropologen ein gewisses Interesse beansprucht.
Das 1. Garde-Regiment Preobraschensk (Verklärung), mit roten Kragen, hatte im ganzen die grössten und anständigst aussehenden blonden Rekruten. 2. Stemenoff (blaue Kragen), wie Tannen gewachsene schöne Leute mit dunklem Haar und blauen Augen. 3. Ismai'loff (schwarze Kragen), dunkler Teint, schwarze Haare und Augen. 4. Leibjäger-Regiment, möglichst jung aussehend und voraussichtlich auch möglichst so verbleibend, mehr bartlose Leute. Zweite Division: 1. Regiment Moskau, in welchem der Verf. diente, alle Rotköpfe oder Hochblonde, weil der Chef, Grossfürst Michael, Bruder von Nikolaus und Garde-Chef, rötlich schimmerndes Haar hatte (rote Kragen). 2. Regiment: Leib-Grenadiere (blaue Kragen), ebenso wie Ismai'loff, nur kleiner von Wuchs. 3. Regiment: Paul (schwarzer Kragen) Stupsnasen. 4. Regiment: Finland, wie das Jäger-Regiment, nur kleiner. Dritte Division: 1. Litthauen, alles Pockennarbige, deren es damals eine Unzahl gab, (rote KragenV 2. Österreich, dunkel (blaue Kragen. 3. Preussen, die