230
Militärische Beziehungen zwischen Preussen und Bussland.
Allerhässlichsten (schwarze Kragen). 4. Wolhynien, ähnlich wie die Jäger, nur kleiner (schwarze Kragen). Während der Periode der früheren längeren (fünfzehnjährigen) Dienstzeit, bis zum Krim-Kriege, unterschieden sich in allen Garderegimentern auch die 12 Kompagnieen untereinander, nach Nasen, Augen, Gesichtsschnitt, Grösse, Bärten, so dass ein geübtes Auge ziemlich sicher die Kompagnieen erkennen konnte.
Kaiser Paul exerzierte sein Kürassier-Regiment in Gattschina einst vor einem fremden Prinzen und ritt bei der Attaque en ligne voran. Leider hatte das Regiment das Kommando „Marsch, Marsch!“ nicht gehört und blieb stehen, was der Kaiser später, nachdem er bereits weit vorangeritten war, gewahr wurde. Schäumend vor Wut kommandierte er sofort: „In Zügen rechts schwenkt marsch nach Sibirien!“ Nach einigen Tagemärschen wurde das Regiment indessen, nachdem der Zar milderen Sinnes geworden, durch einen Feldjäger zurückgeholt.
Einstmals sah Kaiser Paul einem Detailexerzieren einer Truppe zu; ein sehr gut aussehender und marschierender Lieutenant fiel ihm vorteilhaft auf, und bei jedem Vorbeimarsch avanzierte er ihn um einen Offiziergrad; zuletzt ward Paul wieder unzufrieden, degradierte ihn und befahl, ihn auf sein Gut zu verschicken in die Verbannung; als man ihm sagte, der Offizier besässe kein Gut, blieb er bei seiner Ordre, befahl aber, dem Offizier ein Gut zu geben.
Bei dem damals allerdings sehr langsamen Fahren auf den Strassen der Stadt Petersburg musste jeder, selbst alle Damen, aus Sänften und Equipagen auf der Strasse bei jedem Wetter aussteigen, wenn sie Paul begegneten, und ihre Reverenz machen. Die Besitzerin eines Hauses (jetzt Hötel de France), unweit des Winterpalais, nahe dem Triumpfbogen, verkaufte deshalb ihr Haus, da sie dort so oft dem Kaiser Paul begegnete. — Er hielt alle runden Hüte für revolutionär und verfolgte die Träger derselben oft persönlich, wenn sie flohen und warf ihnen seinen Stock nach, alle mussten dreieckige Hüte tragen und Zöpfe. — Es wird erzählt, dass das Palais von Zarskoje-Szelo ein vergoldetes Dach hatte, und dass es einst auf einer Fahrt von Gattschina dorthin bei untergehender Sonne so schien, als ob das Schloss brenne. Daraufhin habe Paul das Dach mit Oelfarbe überstreichen lassen. Das Zimmer, in dem Paul ermordet ward, ein Eckzimmer eine Treppe hoch nach dem Marsfelde hinausgehend, war bei Kaiser Nikolaus’ Lebzeiten vermauert, wurde später unter Kaiser Alexander II. wieder eröffnet und diente General von Totleben, dem Chef der Ingenieure unter Grossfürst Nikolaus Nikolajewitsch als Kabinet.
Die gemeinschaftlichen Beziehungen zum preussischen Militärwesen gingen aber noch viel weiter. So waren, so unglaublich das auch heut klingen mag, abgesehen von den Chargennamen der Offiziere die bei weitem überwiegenden Benennungen in der Truppe und bei den Militärbehörden deutsch, also z. B. „Feldwebel“, „Unteroffizier“, „Gefreiter“, „Soldat“, „Paradeplatz“ und „Platzparad“. Ferner hiess der Profoss mit dem vor Jahrhunderten in den deutschen Heeren üblichen Namen „Gewaltiger“, auch die Worte „Reithose“, „Bereiter“ und „Stallmeister“ waren direkt sozusagen ins Russische übernommen; ebenso die Charge der „Pfeiffer“, letztere beiläufig lauter