Heft 
(1897) 6
Seite
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Bio Grabstätte Ludwigs des Römers.

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Die Grabstätte Ludwigs des Römers.

In dem vorigen Jahrgang derBrandenburgia (Bd. V No. 3 Juni 1896 S. 90) ist von der Grabstätte Ludwigs des Römers die Rede und dabei als selbstverständlich angenommen, dass dieselbe in der Klosterkirche zu Berlin zu suchen sei. Wenngleich dies die gewöhnliche Meinung ist und für dieselbe sich auch Zeugnisse von Schriftstellern beibringen lassen, so darf doch auf der andern Seite nicht verschwiegen werden, dass es eine zweite Tradition giebt, nach welcher der genannte Fürst in seinem Heimat­lande, in Bayern, seinen letzten Ruheplatz gefunden hat.

Der bekannte Geschichtschreiber der Reformationszeit Job. Aventin (eigentlich Turmair, 14771534) berichtet in der während der letzten Jahre seines Lebens in deutscher Sprache niedergeschriebenenBeyerischen Geschicht-Chronica,*) dass Ludwig der Römer, den er freilich schon 1359 verstorben sein lässt, zu Landshut in dem Kloster Seligenthal begraben liege. Diese Notiz des sonst wohlunterrichteten Forschers muss jedoch in Zweifel**) und die schon wegen der unrichtigen Angabe des Todesjahres nahe liegende Vermutung, dass er oder sein Gewährsmann Ludwig den Römer mit einem andern gleichnamigen Mitgliede des damals weit verzweigten Wittels- bachisehen Hauses verwechselt habe, näher in Erwägung gezogen werden, wenn wir finden, dass die Urkunden von Seligenthal nichts davon wissen, dass Ludwig daselbst bestattet worden sei Es kommt hier vornehmlich in Betracht ein altes, vom 13. bis zum 16. Jahrhundert reichendes, sorgfältig geführtes Necrologium,jj in dem alle Standespersonen, die in dem Kloster

*) Beyerische Geschieht Chronika, herausgeg. 1580 zu Frankf. a. M., Buch VIII S. 405. In den zehn Jahre früher in lateinischer Sprache verfassten Annales Bojorum weiss er von dem Tode dieses Fürsten nur zu erzählen, dass derselbe, ohne Kinder zu hinterlassen, das Zeitliche gesegnet habe, cf. Ann. Boj., herausgeg. 1554 von Hieron. Ziegler zu Jngolstadt, lib. VII S. 795. Bekanntlich sind diese erst nach dem Tode des Verfassers veranstalteten Ausgaben seiner beiden Hauptwerke nach schlechten Abschriften und mit willkürlicher Veränderung des Textes gemacht worden. Eine kritische Ausgabe, besorgt von Riezler und Lexer, erschien zu München 188080, die ich aber diesmal nicht habe benutzen können.

**) Aventin folgt hier wahrscheinlich den Angaben Ladislaus Suntheims (i 1513), der in seiner Genealogie der Familia ducum Bavariae (bei Oefele, Herum Boicarum Script. II S. 562 ff) von Ludwig dem Römer sagt (p. 573): Nihil in chronicis laude dignüm inveni. Obiit anno Domini MCCGLXXIX. in Monasterio Saldntal Lanntzhutae sepultus. Suntheim ist dafür bekannt, dass er alles durch­einander wirft.

f) Abgedruckt unter den Monumenta Seeligenthalensia im 15. Bande der Monumenta Boica (München 1787) als F.xcerpta Necrologii S. 506550.

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