Heft 
(1897) 6
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Creusings Märkische Chronik.

kirche aber mit dem in derselben Strasse gelegenenHohen Hause der Markgrafen in engster Beziehung stand. Es ist nun sehr wohl möglich, dass Ludwig der Römer nicht wie seine beiden Brüder in seinem eigentlichen Vaterlande begraben wurde, weil er, eine Creatur Karls IV., seinen bayerischen Verwandten feindselig, zuletzt sogar mit den Waffen in der Hand gegenübergestanden hatte. Doch wo in der Mark sollte man ihn bestatten? Lehnin, wo z. B. noch später die Hohenzollern Johann Cicero und Joachim I. beigesetzt wurden, bis ihre Gebeine später in die neue Domkirche zu Berlin überführt wurden, und Chorin, die alten Begräbnissstätten der Askanier, mochte ein Wittelsbacher aus politischen Gründen nicht besonders gern wählen: so blieb beinahe nur noch Berlin übrig, wenngleich man auch noch an andere Orte, wie z. B. Frankfurt, denken konnte.

Wie wir sehen, reichen die bisher bekannten literarischen Zeugnisse nicht aus, um die Frage zu entscheiden. Ob sich noch neue werden finden lassen, muss die Zeit lehren. Die Mark Brandenburg besitzt bekanntlich für die Epoche der Wittelsbacher keine chronistische Aufzeichnung, aber auch die bayerischen Geschichtschreiber erwähnen Ludwig den Römer der für sie keine grosse Bedeutung hat, immer nur beiläufig; doch wird vielleicht noch gelegentlich eine versteckte Notiz ans Tageslicht gezogen werden.

Noch auf einem andern Wege lässt sich eine Entscheidung treffen. Wenn es wahr ist, dass bei dem in diesem Jahrhundert zu Anfang der zwanziger Jahre stattgefundenen Umbau der Kirche die gemauerte Doppelgruft als leer erwiesen hat*), so spricht dies sehr stark gegen die Annahme, dass Ludwig hier bestattet liegt. Dass Fürstengräber in wilden Kriegszeiten aufgerissen und geplündert werden, ist häufig vorgekommen, und in der Mark z. B. noch im dreissigjährigen Kriege mit den Gräbern der Askanier zu Chorin geschehen; aber dann sind doch für gewöhnlich die Särge und die Gebeine an Ort und Stellen verblieben. Wenn man dagegen ein solches Grab ganz leer findet, so kann man getrost sagen, dass in demselben entweder, die Leiche niemals gewesen oder später anderswohin überführt worden ist. Für eine Überführung muss aber immer ein bestimmter Grund vorliegen; auch pflegt eine solche noch eher wie die eigentliche Bestattung von den Schriftstellern erwähnt zu werden: beides ist bei Ludwig dem Römer nicht der Fall. .

Also: Nachforschungen in der Kirche selbst, Nachforschungen in den ausserbrandenburgischen Historikern des 14. Jahrhunderts, dann wird sich vielleicht noch einmal Licht über diese Frage verbreiten. Für den Berliner aber ist es von Interesse, festzustellen, ob seine Stadt ausser in der Hohenzoller- schen Fürstengruft noch anderswo die Gebeine eines Regenten bewahrt, der in der Mark regiert hat. H. Pieper.

*) K. F. Kloeden, Diplom. Gesch. des Markg. Waldemar IV. S. 282. 305.