Heft 
(1897) 6
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io. (8. ausserorde.nt.) Versammlung des VI. Vereinsjahres

Sonnabend, den 9. Oktober 1897, 2 1 2 Uhr nachmittags

auf dem Königlichen Turnplatz in der Hasenlieide.

Unter der Führung unseres Ausschussmitgliedes, des Herrn Unter- riclitsdirigenten der Königlichen Turnlehrer-Bildungs-Anstalt, Schulrat Professor Dr. Euler, wurde der Turnplatz, das Jahndenkmal und mit Genehmigung der Königlichen Kommandantur der Karlsgarten und der Friesenhügel besichtigt.

In Anschluss an obigen kurzen Bericht bringen wir den ausführ­lichen Vortrag des Herrn Schulrats Professor Dr. Euler im folgenden.

Die Turnplätze in der Hasenheide und das Jahndenkmal..

Besuchen wir in den Sommernachmittagsstunden die Hasenheide und nähern uns dem Platze, dessen Gerüste schon von ferne seine turnerische Bestimmung andeuten, so schallen uns jubelnde Knabenstimmen ent­gegen. Wir schauen in das Treiben eines deutschen Turnplatzes. Alles ist Leben und Bewegung. Aber mitten unter diesen Knaben und Jüng­lingen ragt, von hohen Bäumen beschattet, das »Standbild eines Mannes empor, in Erz gegossen. Und ehern ist die ganze Gestalt, fest und gewaltig, gross und selbstbewusst, in vorschreitender Stellung, die geballte Rechte auf einen knoriigen Eichstamm gelegt, die Linke auf die Hüfte gestützt, den Kopf mit dem wallenden Bart, dem mächtigen, kahlen Schädel hoch aufgerichtet. So steht der Mann da; sein Blick geht drohend in die Ferne, als wittre er Gefahr, als wolle er herab­steigen, um die ahnungslos umherspielende und turnende Jugend gegen Unheil zu schützen. In den Sockel, welcher das Erzbild trägt, ist mit goldener Schrift eingeschrieben:Friedrich Ludwig Jahn.

Aber so grossartig auch die Gestalt des Mannes ist, so mächtig auch dieser an die alten Seher erinnernde Kopf auf den Beschauer wirkt, bald wird der staunende Blick auf den Unterbau gelenkt, auf dem das Standbild sich erhebt. Eine Masse von Gesteinen mannig-

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