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10. (8. ausserordent.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
ihn wenigstens gewähren, ja unterstützte ihn seitens der Forstverwaltung, gewiss nicht ohne höhere Weisung, auf mannigfache \\ eise.
Jahn schaltete und waltete auf dem Platze nach freiem Belieben, fällte Bäume, wenn sie ihm im Wege standen, pflanzte neue, ebnete hier, erhöhte dort Hügel, stach die Anlauf- und Rennbahnen ab, vertiefte Gruben zum Springen. Ausserhalb des Platzes wurde der Friesenhügel aufgeschüttet. Während Jahns Abwesenheit von Berlin, 1813 und 1814, begannen 105 gefangene Franzosen einen Graben um den Turnplatz zu ziehen, der dann von den Turnern weiter geführt wurde.
Nach seiner Rückkehr ging Jahn mit erneutem Eifer an die Vollendung des Turnplatzes, den er mit einer reichen Fülle von Geräten und Gerüsten versah. Er verwandte die Mitgift seiner Frau, 150) Thaler, auf diese Einrichtung — einen Ersatz dafür erhielt er erst 1841 von König Friedrich Wilheln IV. in Form eines Gnadengeschenks. Ein Aussichtsturm mitten auf dem Platze wurde aus dem Erleuchtungsgerüst hergestellt, das 1814 auf dem Schlossplätze zur Feier der Rückkehr der siegreichen Truppen aus Frankreich errichtet und dann dem Turnplatz überwiesen worden war.
Als 1819 die Turnplätze auf höheren Befehl geschlossen wurden, traf dieser Befehl auch den Jahn’schen Turnplatz. 1820 wurden auch die Turngeräte von dem Platze entfernt. Vergebens machte der verhaftete Jahn sein Eigentumsrecht auf dieselben geltend. Der Platz wurde 1837 dem Gardeschützenbataillon als Schiessplatz überwiesen, Schiessbahnen wurden angelegt, Sand wälle als Kugelfänge aufgeworfen; für das Turnen war er für immer verloren. Die militärischen Besitzer machten Anlagen und feierten hier Feste. Den Namen „Karlsgarten“ erhielt der Platz nach dem Prinzen Karl von Preussen.
Der Karlsgarten ist jetzt ganz mit Bäumen bewachsen und verwildert. Neben jungem Bestand giebt es auch grössere Bäume, die noch von Jahn angepflanzt sein mögen. Einzelne Bäume, besonders Eichen, ragen aueh über Jahns Zeit hinaus. Die ursprüngliche Anlage des ehemaligen Turnplatzes ist nicht mehr zu erkennen. Der Friesenhügel, zum Besten zweier Erdpyramiden (für die Schiessstände) abgeflacht, zeigt nur noch eine geringe Erhöhung, mit Epheu bewachsen, dem „Friesenstein“ geschmückt und vom Turnverein „Friesen“ gut in stand gehalten. Eine stattliche in der Nähe stehende Eiche mag die gewesen sein, an dessen wagerechtem Ast Jahn den ersten Reckaufschwung machte; jetzt würde es allerdings nicht mehr möglich sein.
Da der ursprüngliche Turnplatz nicht mehr zu erlangen war, hatte Massmann 1844 den jetzigen Turnplatz unterhalb des alten angelegt. Er steigt von der Ebene aus am Hügelrücken in Abstufungen allmählich auf, uud ist sehr zweckmässig angelegt; sein Gesamteindruck ist sehr schön.