Heft 
(1897) 6
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10. (8. ausserordent.) 'Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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Auf welchem Platz nun sollte das Denkmal errichtet werden? Von dem von Dürre und Massmann vorgeschlagenen Friesenhügel musste von vornherein abgesehen werden. Auch auf den Vorschlag, einen Platz in der Stadt zu gewinnen, dort eine Turnhalle zu erbauen und inmitten des Platzes ein Jalmdenkmal zu erbauen, konnte ebensowenig einge­gangen werden, als auf die Errichtung eines Standbildes vor dem Halleschen Thor.

Es blieben nur zwei Plätze übrig, indem von einer dritten Stelle vor dem Kirchhofe, der für die an ihren bei Grossbeeren und Dennewitz erhaltenen Wunden Gestorbenen bergerichtet war, wegen der Schiess­stände und ihrer einsamen Lage ebenfalls abgesehen werden musste.

Der erste dieser Plätze lag am Beginn der Heide,an der Ecke, wo die von der Stadt kommende Blücherstrasse rechts mit derHasen­heide eine Ecke bildet. Jeden, so meinten die Vertreter dieses Platzes, der in die Heide eintrete, werde das Denkmalbegrüssen und erinnern, dass hier die Thätigkeit des Mannes, dem es gesetzt worden, gewaltet habe. Gegen die Wahl dieses Platzes sprachen sich besonders Baurat Knoblauch und Professor Fischer aus, und man stand auch davon ab.

So blieb allein der jetzige Turnplatz übrig. Freilich machte auch gegen ihn sich manches Bedenken geltend; besonders befürchtete man Störung des Turnunterrichts durch die Beschauer des Denkmals,das jedermann gehöre, von dessen Besichtigung man also niemand aus- schliessen könne. Wie berechtigt dies Bedenken war, hat sich sehr bald nach Errichtung des Denkmals gezeigt. Trotzdem wurde der Turnplatz endgiltig gewählt und dessen unterste Stufe als eine vorzüglich geeignete Stelle ausersehen.

Nun musste aber der Platz erst bewilligt werden. Der Direktor des kgl. Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums und der kgl. Realschule, Professor Dr. Ranke, gab als Benutzer des Platzes seinerseits mit Freuden die Zustim­mung. Es musste aber auch der Eigentümer des Platzes, der kgl. Fiskus, den zur Errichtung des Denkmals benötigten Raumcedieren. Auch dies geschah und es wurde bestimmt und auch vom König genehmigt, am 10. August (1861) bei dem bevorstehenden Turnfest auf den in der Hasenheide belegenen Turnplatz den Grundstein zu einem Denkmalfür Friedrich Ludwig Jahn zu legen. Die Genehmigung ging am 3. August ein.

Bereits am 18. Juni war ein Aufruf zu Sammlungen für ein Denk­mal des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn seitens des oben genannten Ausschusses erlassen worden. Es musste nun alles zur Grundsteinlegung vorbereitet werden. Die Zeit war sehr kurz. Bekanntlich wurde vom 10. bis 14. August jenes Jahres (1861) in Berlin das zweite Allgemeine deutsche Turnfest gefeiert. Es war zugleich die Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Turnens. Jene Tage stehen den noch Lebenden in lebhaf­tester und freudigster Erinnerung. War doch das Fest in jeder Beziehung