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10. (8. ausserordent.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
vortrefflich, ja wahrhaft grossartig verlaufen. Der Festzug mit seinen 2900 Turnern und den Zügen der Schulen, die Ehrengäste und Festausschussmitglieder an der Spitze, bewegten sich von der Karlstrasse aus durch die Friedrichsstrasse nach dem Turnplatz, wo die Schüler des kgl. Fr. W. Gymn. und der kgl. Realschule mit dem Direktor Ranke und Turnlehrer Kawerau die Heranziehenden erwarteten. Ranke begriisste sie mit schwungvollen Worten. „Und so sei denn,“ schloss er, „das Denkmal, zu dem wir jetzt den Grundstein legen wollen, ein Denkmal des Sieges der Ideen und Bestrebungen Friedrich Ludwig Jahns! Es ermuntere noch die fernsten Geschlechter, seinem Beispiel nachzuahmen, wenn es gilt, unser Volkstum gegen Eroberungsgelüste und ungerechtigte Angriffe zu wahren! Es mahne aber auch das lebende Geschlecht daran, dass ihm die Pflicht überkommen ist, an dem uralten unveräusserlichen Recht, ein Volk zu sein, unwandelbar festzuhalten. Das Andenken Fr. L. Jahns blühe in Ehren und wirke fort in Segen durch die Jahrhunderte! Seinen Mahnen weihen wir aus vollstem Herzen ein dreifaches Hoch!“
Direktor Dr. August verlas darauf die auf Pergament geschriebene Urkunde, die mit Jahns und anderen auf ihn bezüglichen Schriften in die Grundsteinkapsel gelegt wurde.
Nachdem die Ehrengäste und die Mitglieder des Denkmal- und Festausschusses, ferner ein Enkel Jahns und der jüngste Festteilnehmer, ein Knabe von 7 Jahren, die üblichen 3 Hammerschläge gethan hatten, trat in priesterlichem Gewände Prediger Albert Baur aus Belzig, ein alter Turner und Schüler Jahns, vor und hielt die Weiherede. In sein „Amen!“ stimmte die Versammlung ein und sang das Schlusslied: „Frei und unerschütterlich wachsen unsere Eichen.“ Darauf geschah in bester Ordnung der Rückzug.
Prof. Massmann hatte zu der Feier ein Lied gedichtet, das noch jetzt von den Turnern viel gesungen wird; die erste Strophe lautet:
„Im Dorfe Lanz bei Lenzen,
Dort auf der Priegnitz Plan,
Da ward ein Mann geboren,
Hiess Friedrich Ludwig Jahn,
Dem gab Gott in zerriss’ner Zeit Ein Herz, so gross, so stark, so weit Für’s heil’ge Vaterland.“
Der letzte:
„Nun sind es fünfzig Jahre:
Das Senfkorn wuchs zum Baum,
An unsres Danks Altäre Verwirklicht sich Sein Traum. —