Heft 
(1897) 6
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266 10. (8. ausserordent.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

sie doch nichts Geringeres, als des Felsens Spitze abzuschlagen und sie als Gedenkstein für das Jahndenkmal einzusenden. Leider war die Spitze aber zu sehr zerbröckelt, es musste also aus einer nocli harten Schicht der Stein, 12^2 Zentner schwer, gebrochen und nach Berlin gesandt werden,

wo er glücklich ankam und auch in das Denkmal eingefügt wurde.-

Lange ruhte die Denkmalsfrage, doch gingen die Sammlungen fort und es wurden Beiträge eingesandt.

Erst nach Beendigung des schleswig-holsteinschen Krieges hielt am 31. Oktober 1864 der Ausschuss wieder eine Sitzung ab. Zur Herstellung einer Bronzestatue fehlten noch 9000 Mark. Also erneuter Aufruf zur Sammlung! 79 Steine waren bis Ende des Jahres 1864 ein­gegangen, im Gesamtgewicht von 690 bis 691 Zentner. Die Einsendung von Steinen ging auch noch in den folgenden Jahren fort.

Und wieder erhoben sich Stimmen gegen das Denkmal überhaupt. Man sprach vonMonumentenschwindel und hielt einDenkmal in Form einer Stiftung für verunglückte Turner oder arme Turnlehrer u. s. w. u. s. w. für dauernder und würdiger als eine Statue! Selbst­verständlich verhallten solche Stimmen unbeachtet und hinderten nicht die Fortsetzung der Geldsammlungen für das Denkmal.

Bemerkt sei, dass 1865 in Lanz, Jahns Geburtsort, ein einfaches aber würdiges Denkmal auf Kosten des Gauverbandes der Turn-Vereine der West- und Ostpriegnitz errichtet wurde, das Dr. Angerstein als Kreisvertreter einweihte.

Man war nun so weit, dass an die Errichtung des Denkmals im Ernst gedacht werden konnte. Es wurde also am 15. Februar 1866 ein Bewerbungs-Ausschreiben an alle deutschen Künstler für das Jahn- Denkmal in der Hasenheide bei Berlin erlassen. Bis zum 15. Oktober und auch noch später hatten die (meist jüngeren) Künstler: Stürmer, Keil, Thomas, Walger, Encke, Pohle, Pfuhl, L. Drake, C. Möller, Genu tat, Dorn, Franz, Adolf Richter, Peter Kramer und Pawlowski ihre Modelle eingeliefert. Sie wurden in einem Nebensaal der grossen städtischen Turnhalle ausgestellt. Den Beurteilungsausschuss bildeten Alb. Wolff, Professor Eybel und Hofbaurat Strack. Am 19. November wurde die Ausstellung eröffnet und sehr zahlreich besucht. Die Modelle wurden in den öffentlichen Blättern besprochen, am eingehendsten in der Vossischen Zeitung durch Ludwig Pietsch und in der Nationalzeitung durch Jul. Lessing. Enckes Entwurf wurde für den besten und empfehlenswertesten erklärt; die zweite Stelle nahm das Modell von Keil, die dritte das von Drake ein.

Encke wurde die Ausführung des Denkmals übertragen. In der Denkmalskasse befanden sieb 25 500 M.

Man hatte, besonders von seiten derer, die noch Jahn gekannt hatten, manches auszusetzen, da der Künstler sich im Gesichtsausdruck zu genau