Heft 
(1897) 6
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11. (3. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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umfassend, erschien 1849. Dies Unternehmen hat äusserst befruchtend auf die Erforschung der deutschen Altertümer gewirkt, zumal durch die Uebersetzung der mittelalterlichen Geschichtsquellen, deren Latein auch denjenigen, welche die Lateinschule durchgemacht haben, nicht durch­weg verständlich ist, vielmehr Vertrautheit mit der besondern mittel­alterlichen Latinität erfordert. Unter diesen Geschichtsquellen will ich, soweit sie besonders die Brandenburgs angehen, nur folgende erwähnen: llelmolds Slavenchronik, die Chronik Arnolds von Lübeck, Ilerbords Leben Ottos von Bamberg, Adams von Bremen nordische Kirchen­geschichte, die Geschichtsbücher Thietmars von Merseburg u. s. f. Seit vielen Jahren lag die Chefredaktion dieses überaus verdienstlichen Unter­nehmens in den Händen Wattenbachs.

Wattenbach hat uns in den letzten Jahren mit verschiedenen äusserst verdienstlichen, die kirchlichen Verhältnisse der Mark Brandenburg gegen das Ende den Mittelalters hin beleuchtenden Abhandlungen beschenkt, die er in der hiesigen Akademie der Wissenschaften verlesen hat. Die Titel lauten: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg aus Handschriften der Königlichen Bibliothek. 1. Vorgetragen am 8. Juni 1882, II. am 12. April 1884. Ueber Ketzergerichten in Pommern und der Mark Brandenburg. Vorgetragen am 21. Januar 188(1. Ueber die Inquisition gegen die Waldenser in Pommern und der Mark Brandenburg Berlin 188b. Erweiterung der vorangegangenen Abhandlung. Ueber die Sekte der Brüder vom freien Geiste. Mit Nachträgen über die Waldenser in der Mark und Pommern. Diese archivalischen Forschungen bieten u. A. auch eine willkommene Ergänzung des Berlinischen und Köllnischen Stadtbuchs, da diese Schriften sich nur mit den weltlichen Gerichten befassen und wir daraus über die kirchliche Rechtspflege kaum etwas erfahren. Aus Wattenbachs Schriften ersehen wir, dass auch bei uns Ketzerverfolgungen stattgefuuden halten, dass z. B. der Ketzer Matthaeus Ilagen 1458 in Berlin den Scheiterhaufen besteigen musste Im allgemeinen erhellt aber auch, dass man in Glaubenssacheu und Ketzerrichterei liier zu Lande doch viel milder, laxer, gleichgültiger war als in den meisten übrigen Teilen Deutschlands.

Auch das Andenken Wilhelm Wattenbachs wird stets unter uns in Ehren erhalten bleiben.

Professor Dr. Johannes Frenzeis am 21. d. M. durch Verun­glücken im Müggelsee plötzlich erfolgter Tod kommt uns völlig über­raschend, da unser am 4. November 1858 zu Posen geborenes Mitglied noch in der Vollkraft der Jahre stand. Er hat stets treu zu uns gehalten uns mit Vorträgen und Vorlagen erfreut, auch bei einer nach Friedrichs­hagen und seinem Institut, der Biologischen und Fischerei-Station, am Müggelsee gerichteten Wanderfahrt*) mitgewirkt und uns am 24. April

*) Vgl. Monatsblatt I. S. 229, IV. S. 77, 379. Jm Jahre 1887 ging Wenzel nach Süd-Amerika und verblieb daselbst 4 Jahre als Professor der Universität Cordoba in Argentinien. Seit 1891 beschäftigte ihn die Idee einer biologischen Station am Müggelsee, die im Jahre 1893 eröffnet wurde.