11. (3. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
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Vorarbeiten sind Trachsel’s Glossarium (1873), die Dissertation unseres Mitgliedes Dr. B. Graupe (1879) und „der richtige Berliner“ (1878 und 1882); das alles aber wird durch die weit reichhaltigere Zusammenstellung Brendickes überboten. Auf das eigentliche Berlin hat sich Brendicke, wie das in der Natur der Sache liegt, nicht immer beschränkt. Einzelne Wörter wird man vermissen, gegen andere wird man einwenden können (namentlich gegen Redensarten aus Theater-Couplets), dass sie nicht vielmehr wie Eintagsfliegen waren und längst vergessen sind. Empfindsame Seelen werden vor einzelnen gewagten Ausdrücken erschrecken. Aber das sind im ganzen keine stichhaltigen Einwendungen gegen den dauernden Wert des Buchs, welches allen, die sich für Berliner Art interessieren, nur bestens empfohlen werden kann.
6. Herrn. Müller-Bolin. Die Denkmäler Berlins. Ihre Geschichte und Bedeutung. Ein kunstgeschichtlicher Führer für Einheimische und Fremde. Mit 46 Illustrationen. R. Auerbach Verlag, Steglitz-Berlin. 72 S. 8. Ich kann zur Empfehlung des Buchs nur das wiederholen, was ich in demselben hinter dem Titelblatt „Zum Geleit“ gesagt habe. Die Aufgabe, Berlins Denkmäler, welche sich in den letzten Jahrzehnten so stark vermehrt haben, in Wort und Bild darzustellen, ist eine ebenso löbliche wie dankenswerte, auch erscheint dieselbe trotz aller Schwierigkeiten befriedigend gelöst. Was auf den Namen eines öffentlichen Denkmals Anspruch machen kann (auch das Monumentalbauwerk des Brandenburger Thors) ist aufgenommen und zutreffend beschrieben, selbst die Grössenverhältnisse und die Herstellungskosten fehlen nicht. Bei den wichtigeren Denkmälern ist auf deren Geschichte eingegangen.
Als Einteilung ist recht zweckmässig die Form von Wanderungen gewählt, die mitunter etwas über Berlins Weichbild, z. B. nach dem Charlottenburger Mausoleum hinausschweifen. Der Stil der Textworte erscheint edel und schlicht zugleich; er hält sich glücklicherweise von jenen Ueberschwänglichkeiten frei, die in örtlichen Chroniken, Führern und dergl. leider so häufig gefunden werden. Die Abbildungen nach Flockenhausschen Photographien sind zumeist recht wohl gelungen und verleihen dem elegant ausgestatteten Denkmalsführer, dem ich eine recht weite Verbreitung unter Heimischen wie Fremden wünsche, einen bebesonderen Reiz und einen Wert, welcher vorzüglich der Heimatkunde zu gute kommt. Nicht ganz befriedigt bin ich von dem Schlussabschnitt IN, Wohnstätten und Gedenktafeln berühmter Männer, der auch nicht ganz genau in den Rahmen des Werks passt. Ich vermisse hier stellenweise eine gleichmässige und gesicherte Bearbeitung der einzelnen Nummern.
7. Martin May: Sind die fremdartigen Ortsnamen in der Provinz Brandenburg und in Ostdeutschland slavisch oder germanisch? Frankfurt a. M. 1897 (31 S.). Das Schriftchen wendet