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K. Altrichter, Das Laasker Schwert.
die noch sichtbaren Grundrisse der Figuren; die schrägschraffierten Stellen zeigen vollständige Verrostung in der Lage der Zeichen und die senkrechte Schraffierung die mechanische Veränderung an einer solchen Stelle an. Endlich habe ich die Knauffiguren in natürlicher Grösse wiedergegeben (No. 24, 25) und zur Veranschaulichung noch die Zeichen No. 26—31 heigefügt.
Die im Knauf befindliche Figur, die augenscheinlich ausser Zusammenhang mit der Schrift in der Klinge steht, werde ich zuletzt behandeln. Die Inschrift beginnt auf jeder Seite mit einem liegenden Kreuz, dessen Schenkel durch einen Querstrich abgeschlossen sind. Eine bestimmt charakterisierte Kreuzform ist dies nicht. Der geradlinige Abschluss könnte darauf hindeuten, dass das Templerkreuz vorläge; dieses würde aber nicht schräg gestellt worden sein. Für das Abzeichen eines geistlichen Ordens würde dies Zeichen um so weniger sprechen, als es sich an einem Schwert befindet. Desshalb glaube ich annehmen zu dürfen, dass No. 1 und 13 lediglich zur Hervorhebung des Christlichen dient und zwar um so mehr, als in der Inschrift selbst von dem Gegensatz davon die Rede ist.
Die vorhandenen Schriftzeichen bieten an sich keinerlei Schwierigkeiten, nur No. 7 und 21 sind teils durch Rost, teils durch Kratzen darauf verundeutlicht, aber immerhin nur so, dass erhebliche Bedenken gegen die von mir beliebte Lesung nicht obwalten können. Es sind nun zwar, wie hei dem Paretzer Schwert keinerlei Zeichen für Wortschlüsse gegeben, indessen erscheint die Lesung so einfach und leicht, dass dieser Mangel sich kaum bemerkbar macht.
Die mit No. 13 beginnende Zeile ist in ihrer Goldeinlage am besten erhalten. Da nun die Bruchstücke der ersten Zeile eine gewisse Ähnlichkeit mit den Zeichen der zweiten Zeile erkennen lassen, so hatte sich nach den Untersuchungen des Herrn Kustos Buchholz zunächst die Ansicht festgesetzt, dass jede Seite der Klinge dieselbe Inschriftt enthalte. Dagegen sprach aber Figur 7, die unverkennbar den Hauptbestandteil des mittelalterlichen M (Figur 26) enthält. Figur 7 wurde zunächst nicht beachtet. Ich las in den Zeichen 14—20: T A C N D IS, welches unter Ergänzung eines E zwischen 16 und 17 tacendis ergiebt. Unter Berücksichtigung des Umstandes, dass das Zeichen im Knauf einer liegenden Bischofsmütze nicht unähnlich ist, wäre die Widmung „tacendis“ nicht unangebracht, wenn man erwägt, dass die Prignitz zum Bistum Havelberg gehörte und mit den zum Schweigen zu bringenden Leuten sehr wohl die Wenden hätten gemeint sein können, die bis zu ihrer endlichen Christianisirung unter Heinrich dem Löwen wiederholt revoltierten und das deutsche Joch und damit das Christentum abschüttelten. Dieser Kreuzzug fand aber 1147 statt und ich werde nachzuweisen suchen, dass das vorliegende Schwert einer viel späteren Zeit,