K. Altrichter, Das Laasker Schwert.
285
etwa der Mitte des 13. Jahrhunderts angehört. Das tacere ist hier offenbar in übertragener Bedeutung aufzufassen, nicht in dem Sinne, dass Heiden die neue Lehre schweigend d. h. ohne Widerspruch anzunehmen und sich taufen zu lassen hätten, sondern in dem Sinne: zum Schweigen zu bringen d. i. töten. Man muss eben immer den mit der Inschrift gezierten Gegenstand berücksichtigen.
Unsere Vorfahren aus dem Mittelalter sind aber nie so geistlos gewesen, sich in ihren Inschriften an demselben Gegenstände zu wiederholen. Das einmalige „tacendis“ hätte ihnen genügt; es musste desshalb die andere Seite der Klinge etwas anderes enthalten und darauf wies unverkennbar die Figur M (No. 7) dieser Seite. Hierdurch war die Veranlassung zu einer eingehenderen Untersuchung der ganzen Klinge unter Zurhilfnaluue des Vergrösserungsglases gegeben. Hierbei traten nun die Figuren bestimmt und klar hervor, welche auf der Tafel zur Darstellung gelangt sind: einerseits DJCNAMNSC und auf der anderen Seite noch der Rest des Zeichens No. 21.
Bei No. 21 ist der Grundstrich und der Querbalken darüber sichtbar. Das Zeichen sieht so wie ein T aus. Zieht man jedoch Figur 14 zur Vergleichung heran, so zeigt sich als Unterschied, dass dort ein gerader Strich den Grundstrich nach oben abschliesst, während in 21 in der Mitte eine Einsenkung bemerkbar ist, derart, dass der rechte Flügel zu einem Bogen auszuholen scheint. Dies kann ebenso sehr auf den Anfang eines R als eines P hindeuten. Ein R liegt zur Vergleichung zwar nicht vor, ich glaube aber nach andren mittelalterlichen P- und R-Formen annehmen zu dürfen, dass hier eher P als R zu lesen wäre, weil die R — cfr. das Paretzer Schwert — seltener den oberen Balken nach links verlängern, sondern die Form No. 27 aufweisen.
Hiernach lese ich die ganze Inschrift wie folgt: Domini Jesu Christi nomime Amen. _Sacratus tac endis paganis. Die Buchstaben der Inschrift sind hervorgehoben. Aus dem Anfang dieser Inschrift ergiebt sich jetzt auch die Bedeutung des Kreuzes am Anfang jeder Seite. Fis ist dies das bei Anrufung Christi übliche Kreuz und somit ohne weitere Nebenbedeutung.
Über die ungefähre Zeit der Entstehung dieses Schwertes giebt eine Verzierung Aufschluss, die sich am Ende jeder Zeile befindet. Dort sieht mau zunächst ein Zeichen, das einem K überaus ähnlich ist, aber sich von demselben dadurch unterscheidet, dass die beiden schrägen Linien in dem Vertikalstrich nicht in einem Punkte Zusammentreffen. Dafür aber, dass nicht ein Schriftzeichen vorliegt, zeugt weiter die erkennbare geringe Höhe gegenüber den anderen Schriftzeichen. In der Zeile mit dem Zeichen No. 11 ist hinter dem sogen. K ein Kreis sichtbar; und wieder in einem gewissen Abstande der Überrest einer Rosette