Heft 
(1897) 6
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K. Altvichter, Das Laasker Schwert.

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schieden wurde. Mau hätte aber dann das Zeichen im Knauf als OE zu lesen. Lag nun auch die Versuchung sehr nahe dies Zeichen als eine Buchstaben-Verbindung anzusehen, so sprach schon das Ungewöhn­liche einer solchen Erscheinung dagegen; die Ausführungen von Lisch entzogen einer solchen Annahme vollends den Boden, indem er bemerkt, dass erst seit Mitte des 14. Jahrhunderts die Schreibung Oertzen auf­getaucht sei und zwar in der Form der nordischen Schreibweise, welche durch das 0 einen schrägen Strich von rechts oben nach links unten macht. Der Name selbst hat sich aus dem wendischen Namen Uriz ent­wickelt, welcher 1192 zum ersten Male in der Geschichte auftancht. Es mag wohl sein, dass schon lange vor der Mitte des 14. Jahrhunderts das 0 statt 0 beim Aussprechen des Namens durchklang; aber geschrieben wurde es noch nicht.

Hiergegen liefert das Werk von Lisch ausreichendes Material zu einer anderen Erklärung des Zeichens im Knauf. Sehr eingehende Studien sind der Entwickelung des Oertzenschen Familienwappens gewidmet. Im wesentlichen stellt dasselbe 2 Arme, die bald nackt, bald mit Arm­schienen bewehrt sind, dar, welche im Ellenbogengelenk ziemlich recht­winklig gebogen sind und deren Hände einen Ring halten. In Figur Bl habe ich aus einem von Lisch mitgeteilten Siegelwappen vom Jahre 1318 das eigentliche Wappenschild herausgezeichnet, daraus 7 über die Wappeu- fläche zerstreute, als Pflugschar 'gedeutete Figuren weggelassen, v eiche angeblich darauf hinweisen sollen, dass die Oertzen ursprünglich Land­bebauer gewesen seien. Schon in einem Siegel von 1358 kommen diese Figuren im Wappen nicht mehr vor und sind seitdem weggeblieben. Der Ring, den die beiden Hände halten, trägt ein Kleinod. Es soll durch denselben nach Lisch das Vasallenverhältnis ausgedrückt sein. Denselben Ring, aber mit nur einem Arm führt die Familie Schwerin im Wappen. Wenn man sich nun in den Wappenschild mit den ge­bogenen Langseiten die gebogenen Arme als einfache Linien hineiu- zeiclmet, so erhält man genau die Figur, welche im Schwertknauf dar­gestellt ist. Der mittelalterliche Künstler hat sich und eine andere Darstellung wäre bei der Kleinheit der Figur und der Sprödigkeit des Materials mit unvei'hältnismässigen Schwierigkeiten verbunden gewesen allerdings die Sache vereinfacht, indem er den Ring als selbstverständlich wegliess und die Oberarme zugleich den Rand des Schildes sein liess, statt an der Stelle je 2 gleichlaufende Striche zu zeichnen. Hiernach habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass die in Rede stehende Figur die denkbar einfachste Darstellung des Oertzenschen Familienwappens bildet.

Es bliebe nun noch der Nachweis zu erbringen, dass die Oertzen an einem Kreuzzuge teilgenommen haben. Als Unterthanen und Vasallen der mecklenburgischen Fürsten würde die Geschichte Mecklenburgs die