Heft 
(1897) 6
Seite
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Otto Pniower, Bartholomäus Krüger.

Bartholomäus Krüger.

Ein märkischer Dichter des 16. Jahrhunderts. Von

Otto Pniower.

Schwerlich irre ich, wenn ich annehme, dass den allermeisten von Ihnen der Name des märkischen Dichters Bartholomäus Krüger zum ersten Male auf dem Ihnen vor wenigen Tagen zugegangenen Programm unserer heutigen Sitzung entgegentrat. Zu Ihrer Beruhigung sei es ge­sagt, dass Ihnen das nicht zur Unehre gereicht. Ist es üerhaupt keine Schande, den Namen eines nicht hervorragend aufgetretenen, längst ver­schollenen Dichters nicht zu kennen, so ist die Unbekanntschaft in diesem Falle ganz besonders verzeihlich. Denn selbst die zünftige Litteratur- geschichte hatte ihn lange gänzlich unbeachtet gelassen und nahm erst neuer­dings und nur spärlich Notiz von ihm. In den umfassenden Darstellungen der Geschichte der deutschen Dichtung wird seiner so gut wie gar nicht gedacht. Selbst die alte Zeit behielt Krüger so wenig in Erinnerung, dass das bedeutendste seiner Werke sich nur in einem einzigen Exemplare erhalten hat, das im Besitze der hiesigen königlichen Bibliothek ist.

Das Verdienst, auf den in Vergessenheit geratenen Dichter auf­merksam gemacht zu haben, gebührt dem grössten Kenner der Litteratur des 16. Jahrhunderts: Karl Goedeke. In seiner 1849 erschienenen AnthologieElf Bücher deutscher Dichtung wies er zuerst auf ihn hin als einen,der eines der grossartigsten Mysterien des 16. Jahrhunderts mit wahrhaft bewunderungswürdigen Scenen und in genialer Auffassung des vergänglichen Menschengeschickes der ewigen Weltordnung gegen­über schrieb. Und in demjenigen Werk, das nicht am wenigsten zu der mächtigen Entfaltung der modernen Litteraturgeschichte d. h. zur wissenschaftlichen Betrachtung der neueren deutschen Poesie beitrug, in seinemGrundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung nannte er dasselbe Drama wiederum eines der ausgezeichnetsten Spiele des ganzen Jahrhunderts. Er veranlasste dann auch seinen Mitarbeiter Julius Tittmann in die Sammlung derSchauspiele des 16. Jahrhunderts (Leipzig 1868. 2. Teil) dieses von ihm so hochgestellte Drama aufzu­nehmen. Weitere Neudrucke von Werken Krügers veranstalteten ferner Theobald Raehse (Halle 1882, Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVL und XVII. Jahrhunderts, herausgegeben von Wilh. Braune, No. 33) und Johannes Bolte (Leipzig 1884), so dass die drei Dich­tungen Krügers, die uns von ihm überliefert sind, in jedermann zugäng-