Otto Pniower, Bartholomäus Kriig-er.
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Ferner: spricht sich schon in der Wahl des Stoffes der Charakter des Dichters aus, so noch mehr in der Art, wie er ihn gestaltet. War Bartholomäus Krüger ein Poet von dem Range, den ihm Karl Goedeke anweist, dann müssen uns auch seine Werke über ihn selbst, seine Individualität, seinen Charakter Auskunft geben, kurz ein Bild seiner Persönlichkeit gewähren.
Wir besitzen von ihm drei Dichtungen: zwei Dramen in Versen und eine Sammlung von Schwänken in Prosa. Die beiden Dramen sind, wie ich schon bemerkte, zu gleicher Zeit erschienen. Beide Vorreden tragen dasselbe Datum: den 19. Novembris Anno 1579. Ein Druckort ist bei beiden nicht vermerkt. Die acht Jahre später erschienene Schwanksammlung ist in Berlin bei Nicolaus Voltz gedruckt, einem auch sonst li ervorgetretenen Buchdrucker.
Das erste Drama führt den Titel: „Spiel von den bäurischen Richtern“. Es ist wie auch das zweite in fünf Akte gegliedert, jeder Akt in mehrere Scenen. Nach heutiger Terminologie würden wir es ein realistisches Stück nennen. Die Vorgänge spielen sich durchaus in der Zeit ab, der der Dichter selbst angehört und ihre Zustände werden geschildert. Den Stoff zu seinem Drama fand Krüger in einem Geschichtsbuch des 16. Jahrhunderts, wie er selbst in dem Prologus angiebt. Seltsamer Weise nennt er aber nicht die wirkliche Quelle. Er sagt, dass die Geschichte, die sich im Jahre 1587 zutrug, von Sleidanus im Regentenbuch erzählt werde. Ein Buch dieses Titels hat aber Sleidan nie geschrieben. Erst dem findigen, von mir schon so oft genannten Dr. Bolte gelang es festzustellen, dass Georg Lauterbecks 1559 in neuer Auflage erschienenes Regentenbuch gemeint ist.
Hier wird nun erzählt, wie in einem Dorf bäurische Richter einen Landsknecht „umb einer geringen sach willen“ zum Tode verdammten. Die vornehmste Ursache seiner Verurteilung sei gewesen, dass er im Besitz einer beträchtlichen Geldsumme war. Alles Bitten und Beschwören des Landsknechtes, ihm das Leben zu lassen, vermochte die harten Richter nicht zu erweichen. Als dem armen Delinquenten alle Aussicht auf Rettung dahingeschwunden war, rief er die Rache des Himmels an:
„ Die w r eil ir alle, sprach er, miteinander in diesem Gericht zu meiner bitt taube Ohren habt, So heische und lade ich euch, für das gerechte Gericht Gottes, ins thal Josaphat.“ Nach einer seit dem frühen Mittel- alter verbreiteten, durch eine Bibelstelle vermittelten Ansicht sollte im Thal Josaphat das jüngste Gericht gehalten werden. Dort also sollen nach dem Wunsche des unschuldig Verurteilten die ungerechten Richter zur Verantwortung gezogen werden. Die Strafe des Himmels erreicht die Bauern nur zu bald. Ehe ein Jahr verging, kamen alle vier Richter um: der eine ward vom Blitz erschlagen, der andere wird bei einem