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Otto Pniower, Bartholomäus Krüger.
Gelag in Streit verwickelt und getötet, der dritte wegen Diebstahls erhängt, der vierte erlag einem qualvollen Fieber.
Diese Anekdote nun dramatisiert Krüger. Der Stoff ist dafür nicht- dankbar. Er bietet nur wenige Motive und von den wenigen eignet sich das eine oder andere, wie z. B. das, dass der eine Bauer vom Blitz erschlagen wird, überhaupt nicht für die Scene. Um so mehr Anerkennug nötigt uns das dichterische Können Krügers ab, wenn wir sehen, wie er die Vorlage bewältigt hat. Richard Maria Werner hat gezeigt (a. a. 0.) wie er den Stoff aus Eigenem bereicherte, die gegebenen Motive in Handlung umzusetzen und mit einander zu verbinden vei'Stand.
Die beiden ersten Akte, die ganz frei erfunden werden mussten, stellen dar, wie der aus dem Feldzug heimgekehrte Landsknecht Iluen einen Bauern um die übliche Landknechtsgabe anspricht. Der Bauer weigert sich die Bitte zu gewähren. Es kommt zum Streit. Der Landsknecht zieht vom Leder, der Bauer flieht. Inzwischen hat der Kumpan des Landsknechts Verabredetermassen dem Stall des Bauern einen Besuch abgestattet und einige Hühner gestohlen. Mit der Beute beladen gehen er und der Landsknecht ins Wirtshaus, um sich die Hühner „fein brühen“ zu lassen und dazu fröhlich zu zechen. Der Bauer eilt zum Schulzen des Dorfes, um für den ihm widerfahrenen Diebstahl Rache zu fordern. Da er weiss, dass Huen im Wirtshaus sitzt, beredet er den Schulzen mit ihm dorthin zu gehn und den Übelthäter festzunehmen. Der Schulze, der ein vorsichtiger Mann ist, gebietet einigen seiner Bauern sich mit Waffen zu versehen und ihn zu begleiten. Der Landsknecht wird überwältigt, seinem Kumpan, dem eigentlichen Dieb, gelingt es zu entkommen. — Daran schliesst sich sogleich die gerichtliche Beratung, in der der Verhaftete zum Tode verurteilt wird. Der Besitz von zweihundert Kronen, von dem die Bauern Kenntnis bekamen, wird ihm zum Verhängnis. In ihrer Gier nach dem Geld achten sie nicht auf seine Unschuldsbeteuerungen. Das Urteil, die Hinrichtung mittels des Galgens wird sogleich auf der Bühne vollzogen.
In. den letzten drei Akten werden die Folgen dieses ungerechten Urteils ganz nach dem Vorbilde der Quelle dargestellt. Da diese nun berichtet, dass der eine der Bauern wegen Diebstahls gehenkt wurde, so wird diese Prozedur dem Zuschauer noch einmal vor Augen geführt und dieses Mal bethätigt der Dichter seinen Wirklichkeitssinn noch stärker. Er beobachtet das zu seiner Zeit übliche Cereinoniel der Hinrichtung ganz getreu. Dr. Bolte hat darauf hingewiesen, dass der in dem Drama sich abspielende Hergang einer Beschreibung des peinlichen Halsgerichts entspricht, die uns in den Aufzeichnungen des Spaudauischen Bürgermeisters Joachim Fritsch v. J. 1602 erhalten sind.
Bei der Abschätzung des dichterischen Vermögens Krügers darf man den Standpunkt seiner Zeit natürlich nicht verlassen. Er ist ganz