Otto Pniower, Bartholomäus Kröger.
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würde! Man sieht: Krüger vermag schon kompliziertere Seelenregungen zu schildern. So weiss er auch (v. <>47 f.) den vorsichtigen Bauern gut zu treffen, der zwar, anders als seine Genossen im Gericht, das angebliche Vergehn des Landsknechts milde zu ahnden geneigt ist, doch aber gerne eine Geldstrafe anwenden möchte, um selbst etwas abzubekommen, wiederum aber fürchtet, dass der Inhaftierte nichts besitze. Er gerät dadurch in eine Art Konflikt, aus dem er sich durch Hingehnlassen rettet. So sind die Personen durchaus nicht wie sonst so häufig im 11). Jahrhundert auf einen Zug gestellt. Wo aber ein Grundzug mehreren Personen eigentümlich ist, wie den Bauern die Habgier, weiss Krüger ihn bei den einzelnen hübsch zu differenzieren. Er versteht auch schon durch Charaktereigenschaften äussere Vorgänge in Bewegung zu setzen, ohne welches Vermögen es ihm nicht gelungen wäre, die an Handlung so arme Anekdote zu dramatisieren. Auch den Kontrast weiss er wirkungsvoll zu verwenden. Eben als der Landsknecht von den Bauern gefangen genommen werden soll, als die Katastrophe beginnt, lässt er ihn der Wirtin zurufen:
Frau Wirtin schencket tapffer ein,
Wir müssen heute fröhlich sein. (v. 471)
und sein Gefährte stimmt auf seinen Wunsch ein Liedlein an. An einer Reihe von komischen Zügen fehlt es nicht (v. 382 f.), doch beruht dies Element hauptsächlich auf dem billigen Effekt der Namensnennung. Seine Bauern heissen: Gürgen Taubennest, Cuntz Kachelloffen, Merten Fressebier, Fritz Spülebacke, Marx Sauerkohl, Matz Haberstroh u. ä. Natürlich dass der Dichter dann im Drama selbst von der Komik eines derartigen Namens Gebrauch macht. Als der Bauer Merten Fressebier vor den Schöff'eu steht und auf die Frage wie er heisst, seinen wohlklingenden Namen nennt, erwidert der erste Schöffe:
Das ist fürwar ein seltzam nam (v. 1228).
Blitzt hier schon etwas wie Humor auf, so darf man sagen, dass Krüger eine bestimmte Abart dieses wichtigen poetischen Ingredienz in hervorragendem Masse eigen ist. Die Abart ist allerdings nicht nach jedermanns Geschmack und ich fürchte, bei den Damen wird sie wenig Anklang finden. Krüger ist für seine Zeit ein Meister des grausigen Humors. In den Scenen, in denen der Henker und sein Knecht erscheinen, lebt etwas von der Stimmung, die uns etwa aus der Deveroux- und Macdonald-Scene in Schillers Wallenstein und aus der Friesshardt und Leutholdscene seines Teil entgegenweht. Rücksichtslos lässt Krüger seinen Fabian und Frantz ihre Bereitwilligkeit zu töten, ja ihre Fi'eude daran aussprechen. Verdienen sie doch Geld damit. Als ein Bauer den einen von ihnen auffordert an sein Werk zu gehn, ruft er aus: (v. 747 f.)