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Otto Pniower, Bartholomäus Krtiger.
der sündigen Menschen sind, die Satan gleichfalls Strafe heischend vor den Thron führt, Misericordia und Christus für die Ungehorsamen Fürbitte einlegen, die Fax, der Friede, eine vermittelnde Stelle einniinmt, in dieser Scene wird beschlossen, die Menschen zwar aus dem Paradiese zu treiben, sie aber nicht der Hölle verfallen zu lassen. Auf Gottes Ratschluss soll Christus vielmehr
„faren hin auf erden daselbst ein Mensch geboren werden bezalen auch des Menschen .Schuld und im erwerben gnad und huld.
„bei dir, vater, im himmelreich, (spricht der Sohn Gottes) er leben soll mit mir zugleich. (Act I v. 573 f.)
Und nun versetzt uns der Dichter mit einem kühnen Sprung nach Palästina in die Zeit, da der Heiland geboren wird. Seine Geburt wird den Hirten in einer Scene voll rührender Naivetät angekündigt. Dann wird sein Lehramt kurz vorgeführt, sein Tod berichtet.
Drollig ist bei diesen grossen Sprüngen in der Zeit ein naiver Japsus des Dichters. Als sich in der Hölle das Gerücht verbreitet, dass der Sohn Gottes Mensch geworden und zu Bethlehem geboren ist, schilt Lucifer seine Gesellen aufs heftigste und droht ihnen mit Verderben, wenn sie die Erlösung der Menschen nicht hintertreiben. Als dann die Teufel über den Tod Christi frohlocken, kommt Satan auf jene Drohung Lucifers mit den Worten zurück:
„Seht nun, vorhin wolt ir verzagn
an uns, das wirs nicht recht gemacht;
noch hab ich den ans kreuz gebracht,
den ir vermeinet Gott zu sein.“ (Akt III v. 16 If.)
Indem der Dichter den Satan von vorhin sprechen lässt, verwechselt er die augenblickliche Darstellung mit dem Gegenstand, den sie vorführt und übersieht, dass zwischen den Scenen nur in der Aufführung ein kurzer Zeitraum, nach der dichterischen Fiktion und dem inneren Zusammenhang aber ein Menschenalter liegt.
Die nicht selbst dargestellten Vorgänge erfahren wir teils aus den Unterhaltungen von Zeitgenossen teils aus dem Triumph der Teufel über das Geschehene. Das Erscheinen des Heilands in der Hölle aber wird uns in einer packenden Scene selbst vorgeführt. Die Teufel feiern auf ihre Art den Tod Christi. Lucifer ruft seinen zechenden Genossen zu:
„Ihr herren, seid doch wol zu mut, trinkt eins lirumb von der hellen glut.“
worauf Satan, der einen Becher entzündeten Branntweins in der Hand hält, erwidert: