Heft 
(1897) 6
Seite
301
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Otto Pniower, Bartholomäus Krüger.

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So wil ich dir ein ganzes bringen,

darnach woln wir ein liedlein singen. (Akt III v. 229 ff.)

Da entsteht plötzlich Lärm und Getümmel. Die Teufel eilen zur 'Ver­teidigung. Aber vergebens, dass sie die Tliüren verwahren, vergebens, dass Lucifer sie zu tapferer Gegenwehr auffordert, vergebens, dass Satan dem Eindringling Trotz zu bieten prahlt, Christus stösst mit der Sieges­fahne stracks die Thür auf. Die Unseligen werden in Banden gelegt, die erlösten Menschen aber steigen mit ihm zu des Paradieses Pforten auf.

Und nun begiebt sich der erstandene Heiland wieder auf die Erde. Er tritt unter die versammelten Jünger, speist mit ihnen, spricht ihnen für ihr Werk Trost und Hoffnung zu und bestellt Petrus zum Hirten der Schafe. Dann steigt er zum ewigen Thron hinauf, wo ihn die Klänge himmlischer Musik empfangen.

Unerachtet ihrer wiederholten Niederlagen dauert das Wirken der Teufel fort. Wie sie schon, insbesondere Atlianatus die Personifikation des Todes den leiblichen Tod Christi herbeigeführt haben, so schaffen und fördern sie weiter Unheil. Um die nächste grosse Etappe ihres Treibens darzustellen, macht der Dichter aber wieder einen grossen Sprung in der Zeitfolge. Die Tage, da der Herr auf Erden wandelte, sind längst vorüber. Nicht mehr die apostolischen Männer, ein ganz anderes Geschlecht der Menschen tritt vor uns. Der Gegensatz zwischen gut und böse, zwischen Himmel und Hölle wird in der Weise verkörpert, dass der Katholicismus mit der Ausartung der päpstlichen Herrschaft als Teufels­werk, Luther aber als der Vollstrecker der himmlischen Gegenwirkung hingestellt wird. Wir werden somit aus der Zeit der Anfänge des Christentums sogleich in das 16. Jahrhundert geführt (Akt IV). Den Uebergang vermittelt eine in der Hölle sich abspielende Teufelscene, die eine Art Gegenstück zu der kurz vorher dargestellten Sendung der Apostel bildet. Wie diese von Christus ihre Mission erhalten, so sendet Lucifer seine Jünger aus die Menschen zu verführen, den Abfall von Gott zu betreiben und recht viel Seelen in die Hölle zu bringen. Bei den irdischen Vorgängen, die nun folgen, erscheint Luther selbst nicht. Seine Tliat erfahren wir aus den Aeusserungen erschreckter katholischer Geistlicher über sie. Die Macht und der Sieg der evan­gelischen Sache wird sehr schön an einem einzelnen symbolischen Fall dargestellt.

Der Protestant Christophorus lässt seine Kinder Luthers Lied Erhalt uns herr, bei deinem wort singen. Von den katholischen Geistlichen deshalb zur Rede gestellt, verteidigt er mit Eifer die neue Lehre. Nun versuchen sie ihn und versprechen ihm Pfründen, wenn er von seinem Glauben abfällt. Ihnen gesellen sich einige Teufel zu, die ihm mit dem Tode und ewigen Höllenstrafen dröhn. Allen Angriffen