Heft 
(1897) 6
Seite
305
Einzelbild herunterladen

Otto Pniower, Bartholomäus Krüger.

305

Buch über ihn schrieb, wie es denn geschieht, dass auf die Gestaltung solcher Typen des Volkshumors noch zu ihren Lebzeiten die litterarische Tradition Einfluss nimmt. Krüger hätte dann immer nur erzählt, was über seinen Helden wirklich im Schwange war. Allein er fügt dem Schluss zwei köstlich und anmutig erzählte Lügengeschichten an, die sichtlich nur ganz oberflächlich mit dauert in Verbindung gesetzt sind.

Hans dauert ist vor allem ein Schalk, der in seinem Element ist, wenn er Kurzweil treiben und die Menschen zum Lachen bringen kann. Er ist der ideale Vertreter des kleinbürgerlichen Mutterwitzes. Seine Stärke ist, die Umstände durch Witz und Schlagfertigkeit zu seinen Gunsten zu wenden, aus bedenklichen Situationen heil zu entkommen und womöglich zu erreichen, dass er, ohne zu bezahlen, gut essen und trinken kann. Gern hat er die Menschen zum besten und sie gelegent­lich zu prellen hält er für keine Sünde, aber ihnen ernstlichen Schaden zuzufügen ist er doch nicht fähig. Man kann ihn nicht besser charakterisieren als es Wilhelm Scherer in der erwähnten kurzen Biographie tliut und so sei es mir gestattet, mich seiner Worte zu be­dienen :Hans dauert wird der märkische Eulenspiegel genannt, aber er ist kein solcher Unflat wie Eulenspiegel. Seine bösesten Streiche sind gutartiger und weniger roh als die eigentlichen Eulenspiegeleien . . . Freilich auch Hans dauert ist kein Tugendspiegel; in seinen Wander­jahren war er unter den Spitzbuben; wiederholt verspielt er sein Geld; mit seiner Frau lebt er nicht in idealer Ehe und eheliche Treue scheint ihm nicht unbedingt geboten; sich für etwas auszugeben, was er nicht ist, macht ihm keine Skrupel; wo er Gelegenheit findet sich einen guten Bissen oder kräftigen Trunk zu verschallen, da ist er nicht wählerisch in seinen Mitteln. Aber stets haben seine Streiche etwas Harmloses; auf allen Dörfern der Umgegend stellt er sich bei Gastereien und Kirch­weihen ein und sieht zu, ob nicht für einen Schwank Raum sei; da er kurzweilig ist, hat ihn jeder gern um sich und bezahlt für ihn ; er bringt die Leute dazu, dass sie nicht blos über andere, sondern auch über sich selbst lachen; und ein paar Mal tritt er sogar als Schutz der gefährdeten Moral auf. Zuweilen ist Er der Geprellte und er hält es dann nicht für seine Pflicht wie Eulenspiegel grausame Rache zu nehmen.

So gewinnt man den Schelm lieb und ergötzt sich an seinen Abenteuern. Die gelegentlichen Derbheiten nimmt man im Hinblick auf den Charakter der Zeit, die nun einmal stark gewürzte Speise liebte, in den Kauf. Das von dem Dichter seinem Helden in der Vorrede ge­spendete Lob:

Ja, so er hätte können lesen

Wer seines gleichen kaum gewesen (v. 73) halten wir freilich für übertrieben und schwer begreiflich. Krüger er­zählt schlicht und anschaulich und bedient sich einer vortrefflichen Prosa