Heft 
(1897) 6
Seite
311
Einzelbild herunterladen

Kleine Mitteilungen.

311

Das letzte der Protokolle lautet vom 2. August 1892. Darin soll u. A. der Kantor Niedergesäss aufgefordert werden, nicht nur neue Gesangstücke einzuüben, sondern auch die älteren Gesänge zu pflegen. Die Protokolle beginnen häufig mit der WendungBei der heutigen Morgensprache und zeugen von guter Zucht und Ordnung und von dem Eifer, die Kantorei mit ihrem trefflichen Kirchengesang aufrecht zu erhalten.

(Aus den Sammelkästen des Märkischen Provinzial-Museums.)

Der Kaiserstein bei Lanke. Zwei Photographien desselben, die eine den Stein mit den ihn umgebenden 23 kleinen Rottannen, die andere den Stein in grösserem Massstabe möglichst isolirt darstellend, vom Mitglied Maurer, in meine Gegenwart am 10. Oktober 1897 aufgenommen, wies ich in der Sitzung am 27. dess. Monats vor. Sie zeigen den gegenwärtigen Zustand des Denkmals, das auf zwei Schichten roher Findlingssteine erbaut, sich ca. 150 cm hoch, nach oben wie ein Cippus verhängt und abschrägt, oben 20 cm, unten 40 cm breit. Das Photographieren des Steins war nur dadurch möglich, dass wir einige Tannen mit Bindfaden zurückbogen. Wenn man auf der neuen Chaussee von Bernau nach Lanke wandert, stösst man bei Kilometer­stein 7,2 auf das Prinzengestell und dies etwa eine Viertelstunde westlich verfolgend auf ein Halbrund an der Wegekreuzung nach Uetzdorf; dort er­hebt sich der Stein.

Dieses Denkmal, ein von Tannengebüsch umgebener Granitobelisk auf steinernem Unterbau, trägt nur die Inschrift1819. 16. Decbr. und erinnert dadurch an jenen unglücklichen Tag. an welchem der damals im 23. Lebens­jahre stehende Prinz Wilhelm sich beim Laden des Gewehrs den rechten Zeigefinger derartig verletzte, dass zwei Glieder sofort abgenommen werden mussten. Diese Amputation wurde in Bernau im Hause des Postmeisters von Gliszcynski (Berlinerstrasse 123), wohin man den verwundeten Prinzen eilends gebracht hatte, durch den Barbier und Chirurgus Wartenberg vorgenommen und blieb dem hohen Patienten stets in Erinnerung. Als er im Jahre 1844 genötigt war, in Bernau einen kurzen Aufenthalt zu nehmen, und die Stadt in Gemeinschaft mit seinem Bruder Friedrich Wilhelm IV. besichtigte, erkannte er das Haus Berlinerstrasse 123 wieder und erkundigte sich nach dem Barbier und nach dem Postmeister und deren etwa vorhandenen Nach­kommen. Auch im Jahre 1882 beauftragte er seinen Sohn, den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, als dieser anlässlich des 450jährigen Hussitenfestes nach Bernau fuhr, Erkundigungen über die Familienangehörigen der Betreffenden einzuziehen, und der Kronprinz hat diesen Wunsch sofort nach der Ankunft auf dem Bahnhofe erfüllt. Die Thatsache, dass Kaiser Wilhelm I. zwei Glieder des rechten Zeigefingers fehlten, ist wenig bekannt und auch der vom Grafen Friedrich Wilhelm von Redern errichtete Denkstein wird von Ausflüglern nur selten aufgesucht, da der Standort des Denkmals nicht genügend bekannt und auch nur nach genauer Orientierung zu finden ist. Die im Kreise gepflanzten Tannen verbergen den Obelisken fast vollständig, so dass man sehr leicht an dem kleinen Gebüsch vorübergehen kann, ohne