Heft 
(1897) 6
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12. (4. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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grosse, prächtig flimmernde, helle Diamanten aus verschiedenen Dia- manten-Minen in Transvaal, sie werden daselbst in vergleichsweise viel grösserer Menge als die Carbons bei Bahia gegraben und kosten diese Bohrdiamanten zur Zeit etwa 40 Mark pro Karat. Die Bahia-Carbons werden in Brasilien von einzelnen Diamantensuchern gefördert, also nicht wie in der Kapkolonie und in Transvaal von geregelten Gesell­schafts-Unternehmungen. Die Bahia-Carbons kosten z. B. 110 M. pro Karat, und haben, als in Südafrika infolge Goldsucherfieber der Diamant-Berg­bau vernachlässigt wurde, bereits 200 M. pro Karat gekostet. Diesen Carbon-Bohrern widersteht aber auch kein noch so hartes Gestein, während die südafrikanischen Diamanten bei harten Bohrversuchen mit­unter zu Bruch gehen und zersplittern. Die bei der Zurichtung der Bohrdiamanten abfallenden Splitter werden übrigens auch noch gut ver­wertet, als Hobel für Spiegelglas, als Glaserdiamanten, als Schrift­diamanten für Glas und Lithographie, für Pantographen, als Diamant- Glasbohrer für Optiker u. s. f. Zu Bohrzwecken werden zur Zeit auf der Welt per Jahr gegen 25 Millionen Diamanten aller Art konsumiert. Daher die grosse Preissteigerung des Rohprodukts in den letzten Jahren.

5. Herr E. Friedei macht folgende Mitteilungen über alter­tümliche Geräte.

a) Ti ntenstec her. Zunächst lege ich eingelehrtes Gerät, einen Tintenstecher vor, wie er früher bei uns üblich war, während die Erinnerung daran sogar, nach meiner vielfältigen Erkundigung derart geschwunden ist, dass die meisten Leute, auch hier in Berlin, sich nicht entsinnen, auch nur das Wort gehört zu haben.

Als ich von 1850 bis 1859 an der hiesigen Friedrich Wilhelms- Universität studierte, bedienten sich noch viele Musensöhne des Tinten­stechers. Derselbe bildet im geschlossenen Zustande ein aus Rinderhorn gedrehtes, sehr ausgezogenes Ei von 7 bis 10 cm Länge, an der dicksten Stelle vielleicht 3 bis 4 cm im Durchmesser. Sobald die Kuppe oben abgeschraubt ist, zeigt sich ein Tintenfass, und sobald man das untere Ende abschraubt, ein scharfer eiserner Stachel. Das untere Ende wurde zuerst abgeschraubt und der Tintenstecher dann mit der nötigen Gewalt, so dass er fest aufrecht stand, in die Schreib­tischplatte getrieben. Dann erst ward die Kuppe abgeschraubt. Die recht gewöhnlich gezimmerten Studententische sahen infolge der Anwendung des Tinten­stechers, der noch aus dem Mittelalter stammt und sicherlich überhaupt bei allen Schulen, wo man mit Tinte schrieb, einstmals üblich war, übel

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