316 12. (4. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
zerstochen aus. Jetzt sind in den studentischen Hörsälen längst bessere Möbel eingeführt und die altmodischen Tintenstecher der Art verschwunden, dass es mir, obwohl ich seit dem Bestehen des Märkischen Museums, d. li. seit 1874, auf ein derartiges „gelehrtes“ Gerät gefahndet habe, erst kürzlich gelungen ist, ein solches zu erwerben. Der Tinteu- stecher, Kat. B. VI Nr. 12685 des M. M., ist in halber Grösse auf vorstellender Seite in geschlossenem und in geöffnetem Zustande abgebildet. Geschenk des Herrn Professor I)r. Simon. Die Formen des Körpers des Tintenstechers wechselten übrigens durch alle Möglichkeiten des Originals, bald mehr schlank, bald mehr gedrungen.
b) Gnidelsteine. Ich lege ferner als Auswahl unter einer grossem Anzahl ähnlicher Stücke vier Geräte der Hauswirtschaft vor, auf die ich als der erste in der Sitzung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte in der Sitzung vom 11. Juli 1874 die öffentliche Aufmerksamkeit gelenkt habe. Es sind das die von mir sogenannten Gnidelsteine. Die hiesigen Exemplare sind aus dunkelgrünem Glase gefei’tigt und ca. 7 bis 9 cm im Durchmesser, kreisrund, oben konvex, unten ganz [»lau oder in der Mitte vertieft, man sieht, dass dort der Glasklumpen an der Pfeife des Glasbläsers gesessen hat. Gnideln ist ein plattdeutscher Ausdruck für glätten, man könnte die Steine auch Glättsteine nennen, indessen ist der Ausdruck Gnidelsteine durch den Yolksmuud verbürgt. Man brauchte diese Steine vornehmlich, als man noch selbstgesponnenes oder selbstgewebtes Linnen
trug, zum Glätten (Appretieren) der Leinwand, besonders blaue Leinwand-Schürzen hat man, wie mir öfters gesagt worden ist, damit ge- gnid elt oder gegnigelt. Man hat damit auch nach dem Zusammennähen die Nähte geglättet bei Zeug und bei Leder, denn auch zum Glätten des letztem sind die Gnidelsteine wohl geeignet. Auch hat mau Pergament zum Schreiben und Einbindeu, sowie Spielkarten, um sie recht glatt zu machen, damit bearbeitet. Ausgrabungen, z.B.bei Kohlhasenbrück unweit Potsdam haben erwiesen, dass die gläsei'nen Gnidelsteine bis ins Mittelalter zurückreichen.
Die hier vorgelegten Steine stammen, dem Märkischen Museum gehörig, zwei aus dem Dorf Preddöhl (VI. 7673 und 7674) in der Priegnitz, einer aus Dähre in der Altmark (VI. 1000) und einer aus Hohenkirchen, Kreis Zeitz (VI. 136). Um den Druck zu verstärken, wendete man die vorstehende, linear angedeutete, Vorrichtung an.