Issue 
(1897) 6
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12. (4. ordentl.l Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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Mit anderen mehr naturgeschichtlichen Objekten kam dagegen der vor­gelegte Schlittschuhknochen ohne Durchbohrung, ein Unterarmknochen von einem Pferde, der etwa aus der Zeit um 1009 vor Ch. stammen mag, an das Märkische Museum. MM. B. II. 11805.*)

Aus der Spree in Berlin hinter dein Brauerei-Grundstück von Landrü, Stralauer Srasse 30, wurden zwei Schlittschuhknochen (MM. B. IV. 1060 a und b) mit vielen anderen z. Th. wendischen und germanischen Altsachen ausgebaggert, welche ebenfalls uudurchbohrt sind. Dieselben sind unter Mittelalter (B. IV) im Katalog des Märkischen Museums ein­getragen, sie können aber noch viel älter sein, allerdings machen sie nicht ganz den subfossilen Eindruck wie der zuerst erwähnte Schlitt­schuhknochen vom Spandauer Stresow.

Fünf Schlittsclmliknochen (Museumskatalog ß. II. 9192 flg.) lieferte der berühmte Pfahlbau von Potzlow, Kreis Templin**). Einer der 5 Schlittschuhknochen (Nr. 9197) ist vielleicht durchbohrt gewesen, die anderen sind alle uudurchbohrt. Dieser eine Schlittsehuhkuocheu 9197 ist auf einem Tablett befestigt, welches gleichzeitig eine Menge Aus­stattungsstücke desselben Pfahlbau.s zeigt. Da sehen Sie aus einer Pferderippe gefertigt ein gebogenes Instrument mit Zähnchen, um Striegel- und Reifen-Verzierungen auf der Aussenseite wendischer Tliongefässe zu erzeugen. Von den letzteren gewahrt man 7 mit charakteristischen wendischen Dekorationen und ein Bodenstück, welches mit einem griechischen Kreuz verziert ist. Ferner 6 Spinnwirtelsteine, theils aus Thon, theils aus Sandstein, 5 Pfriemen oder ähnliche Geräte aus Knochen­oder Geweihstücken. 3 feine schieferne Schleifsteine, ein bronzener Kinder-Armring, eine bunte Perle aus Glasfrittenmasse u. dgl. mehr Etwa 11. oder 12. Jahrhundert.

*) Zu vergleichen: Ernst Friedei, Der Bronzepfahlbau in Spandau. Braunschweig 1883, Archiv f. Anthropologie Bd. XIV. S. 383 erwähne ich unter 3 noch einen Glätt- oder Schlittknochen von Pferd, dies ist ein anderer, als der von mir heut vorgezeigte Knochen, nämlich nach Professor Alfred Nehring ein Metatarsus, welcher, soviel mir bekannt, in die Sammlung des Zoologischen Museums der K. Landwirt­schaftlichen Hochschule gelangt ist.

**) Über den Burgwall von Potzlow vgl. in den Verh. der Berl. Anthrop. Ges R. Virchow II. 476; VI. 114; VII. 130 und VIII. 118. Der mit Pfahlbauten verbundene Burgwall dürfte in das 11. oder 12. Jahrhundert gehören und ist von mir wiederholent- lich durchforscht worden. Auch Pferdeschädel ohne Unterkiefer, der Schädel nach unten, wurden früher als Schlitten benutzt. Vgl. meine Mitteilungen darüber in den gedachten Verhandlungen Bd. XV. 1883, S. 54 bezüglich Butzbach in der Wetterau und Bd. XVI. 1884, S. 291 wahrscheinlich bezüglich Wiepersdorf bei Dahme, wo Achim von Arnim, geb. 1781 zu Berlin, GemahlBettina des Kindes", dergl. sah und in seiner NovelleWunder über Wunder wie folgt beschrieb:zugleich sah er, wie ein Knabe auf der Kinnlade eines Rosses vom beschneiten Berge herabgleitet. Achim starb auf dem genannten Arnimschen Familiengut i. J. 1831.