Issue 
(1897) 6
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12. (4. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinejahres.

Endlich lege ich noch zwei undurchbohrte Schlittschuhknochen von Toppenwerder bei Alt-Ruppin (MM. B. II. 10448/9) vor, welche in einer bis in wendische Zeit zurückgehenden Ansiedlung gefunden sind.

Unser Ehrenmitglied Herr Ferdinand Meyer teilt mir eine interessante Bestätigung über den Gebrauch der Schlittschuhknochen aus seiner Jugendzeit in Berlin mit. Vor 00 und mehr Jahren trieben die Berliner Kinder das Schlittern auf den gefrorenen Rinnsteinen. Sie bedienten sich dabei mitunter eines einzelnen glatten Schlittschuhknochens, den sie sich aus der Küche oder sonst woher verschafft hatten, setzten hierauf den einen Fuss und stiessen sich mit dem andern Fuss auf dem

1 ^ 2 . idelknocken.

Eise des Rinnsteins ab. Eine besondere Specialität war hierbei das Adler-Machen. Die Kinder gossen in den breiten Rinnsteinen mit Wasser oder spuckten auclijn Ermangelung von Wasser einen preussischen Adler oder was ungefähr so ähnlich war, auf dem Eise, in welchem die Flüssigkeit sofort anfror, zurecht und glitten nun auf dem Schlittschuh­knochen durch den Adler hindurch. Wer durch das Herzschild desselben hindurchfuhr, was eine besondere Geschicklichkeit erforderte, der hatte gewonnen.

.e) Schlitten-Knochen. Als letzte Abart führe ich die Schlitten- Knochen an. Hier sind in die Knochen Zapfenlöcher eingedreht. Auf den darein passenden Zapfen wurden Querleisten und auf diesen Sitz­brettchen befestigt oder das Sitzbrett ruhte unmittelbar auf den Zapfen. Zum Fortbewegen dienen kurze hölzerne Stäbe, welche mit Piek­haken aus Eisen versehen sind, daher die Schlitten auch kurzweg Piekschlitten hiessen. Der Fahrer sass auf dem Schlitten, der sehr niedrig war, streckte die Beine vor sich aufs Eis und schob sich nun, in jeder Hand eine Pieke brauchend, vorwärts. Man konnte aber auch mit einer Pieke auskommen, wenn man mit derselben zwischen den