Heft 
(1897) 6
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12. (4. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

Herr Buchholz (unter Vorlage einer grossen silbernen Medaille):

Auf einen Freundschaftsdienst des Grossen Kurfürsten gegenüber Holland bezieht sich diese schöne und höchst seltene Medaille, die von einem hochherzigen Gönner dem Märkischen Museum kürzlich zugewendet wurde.

Im Jahre 166(5 warHolland in Not; es befand sich im Kriege mit England und wurde gleichzeitig von dem sehr streitbaren Bischof Galen von Münster bedrängt, der bereits einen beträchtlichen Gebietsteil der vereinigten Niederlande besetzt und die holländischen Truppen zerstreut hatte. Die Gefahr lag nahe, dass Holland dem doppelten Ansturm unterliegen würde. Da legte sich der Grosse Kurfürst ins Mittel. Gestützt auf ein in seinen Cleveschen Landen versammeltes Heer zwang er den Bischof zum Friedensschluss von Cleve. Holland konnte nun seine ganze Macht gegen England verwenden, was dann auch mit Erfolg geschah.

Diese Medaille spiegelt den Eindruck wieder, den des Kurfürsten Freundschaftsdienst bei den Niederländern gemacht hatte. Man feiert»' ihn als Retter in der Not, als Friedensstifter und treuen Bundesgenossen. Hervorragende holländische Künstler schufen ihm zu Ehren diese Friedensmedaille, auf der die Hauptseite von dem vorzüglichen Bilde des Kurfürsten eingenommen wird, über den zwei Krieger einen Lorbeer­kranz halten. Drei allegoi'ische Figuren auf der Rückseite stellen die Friedensscene dar. Hollands und Münsters Banner werden von Branden­burg mit einem Lorbeerkranz friedlich verbunden. Zn Füssen liegen Blume und Harfe, Wappenkleinode Englands und Irlands. Eine Inschrift erläutert:Hier Staat Keur Brandenburg Slants trouwste Bontgenoot die door syn staale Vuist de goude Vree besloot. Laat nu den Bittren Brit of Münster Vrie vry scheiden. Door Kunst kroont Müller hie;- het puik der Oorlogs Helden*).

Auf die technische Herstellungsart möchte ich noch aufmerksam machen. Das Prägen in einer so grossen Form hatte seine Schwierig­keiten. Man half sich dadurch, dass man beide Seiten einzeln nach der Zeichnung austrieb und dann die beiden Platten durch einen starken Rand verband. Die Medaille ist deshalb hohl und relativ leicht.

9. Herr Professor Dr. Karl Müllen hoff hält seinen angekündigten Vortrag, den wir unten besonders abgedruckt bringen.

10. Nach dem Schluss der Sitzung vereinigten sich die Mitglieder in geselliger Weise im Schultheiss-Ausschank Potsdamer Strasse 13.

*) Hier steht Kurbrandenburg, des Landes treuester Bundesgenosse, der durch seine Stahlfaust den goldenen Frieden stiftete. Lasst nun den bittem Britten auf Münsters Frieden frei schelten, durch Kunst krönt Müller hier den besten der Krieges Helden.