Kleine Mitteilungen.
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wenn man sich beim Niederlassen auf die Schlange legt, wird die Otter in die höchste Erregung versetzt und beisst unfehlbar zu. Bei einer leichten Berührung mit einem Stock entflieht die Schlange, wie sie denn überhaupt, sobald ihr Gelegenheit zur Flucht geboten wird und man sie nicht reizt, niemals zur Angreiferin wird. Ausser an den erwähnten Stellen in der Umgebung Berlins, hält sich die Kreuzotter zurzeit vielfach in der Wühl hei de auf, während sie im Grunewald nur selten bemerkt wird. — Sehr interessante sich zumteil mit der Zoologie in Widerspruch setzende Mitteilungen über die Kreuzotter gibt uns Herr Mattem, dem ja bei seinem täglichen Umgang mit dem giftigen Gewürm Erfahrung und Praxis nicht abgesprochen werden kann. Die Schärfe dieses Schlangengiftes ist sehr verschieden und je nach der gesteigerten Wut des Tieres mehr oder minder stark. In ihrer grössten Wut springt die Schlange und schnellt sich bis zu 3 m Entfernung; in diesem Falle ist die Giftwirkung eine derartige, dass der Tod .eines von ihr gebissenen Menschen in kurzer Zeit erfolgt, und selbst Igel und Schweine, die doch nach den gemachten Erfahrungen gegen Schlangenbisse immun sein sollen, leiden unter der Wirkung des Giftes. Aber selbst der Kreuzotter kann der Biss gefährlich werden. Eine Otter, welche von sechs ihrer Genossinnen, deren Wut aufs höchste gesteigert war, gebissen wurde, starb nach 36 Stunden. In der Gefangenschaft nehmen die Kreuzottern absolut keine feste Nahrung an; das einzige, was sie geniessen, ist Wasser. Im Frühjahr gefangene Schlangen leben infolgedessen nur circa sechs Wochen, im Sommer gefangene Tiere mehre Monate, um dann zu verhungern
Die Totenkränze und Totenkronen verschwinden immer mehr aus unseren märkischen Dorfkirchen. Leider! — denn mich hat die Pietät gegen die Verstorbenen in den Kirchen niemals gestört, auch die dörfischen Kirchen- besueher nicht, wie aus folgender vom Prediger J. II. Lehnert, vormals zu Falkenrehde bei Potsdam, mitgeteilten Erinnerung erhellt. Nach einer K. Verordnung sollten die Gedächtnistafeln der 1813/15 Gebliebenen ohne andere Umgebung frei aufgestellt werden. Eine alte Frau in Paretz hatte Lehnert i. J. 1829 gebeten, eine für einen siebenjährigen Enkel gefertigte, mit Bändern reich verzierte Totenkrone dicht bei der Gedächtnistafel aufhängen zu dürfen, neben ihrem Sitze in der Kirche, weil sie sonst, wie sie hoch beteuerte, keine Kühe und Andacht mehr beim Gottesdienst haben könne. Nach einiger Zeit bei einem Kirchenbesuch wunderte sich der König etwas befremdet über diese Krone, worauf Lehnert die Sache auseinandersetzte. In seiner Milde antwortete Friedrich Wilhelm III.: „Sollte eigentlich wohl nicht sein, indes unter diesen Umständen mal eine Ausnahme machen, der Frau ihre Kühe und Andacht nicht nehmen.“ — Diese Totenkrone ist längst verschwunden, überhaupt fand ich bei meinem heutigen Besuch bierselbst nicht mehr dergleichen in dem freundlichen, kleinen Gotteshause. Als ich i. J. 1884 die benachbarte Kirche des Dorfes Knobloch musterte, fiel mir die grosse Menge von Totenkränzen und Totenkronen daselbst auf, welche die sonst kahlen weissen Wände vorteilhaft schmückten. Auch zur Geschichte der Trachten und Mode, sowie der Textilindustrie sind diese pietätvollen