Heft 
(1897) 6
Seite
347
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H. Pieper, Die histor. Volkslieder d. Mark Brandenb. a. d. Zeit. d. Mittelalt. 347

4. Lied auf den Fall der Quitzows. 1414.

5. den Sieg Friedrichs I. in Angermünde. 1420.

6. den Kampf zwischen Schievelbein und Belgard. 1469.

7. Jan Kuck. 1478.

Von diesen sind uns erhalten:

3 (No. 2, 5, 7) bei Zach. Gartz in den Successiones;

1 (No. 4) bei Thomas Neumann (s. oben S. 249);*)

2 (No. 1, 3) von Joachim Friedr. Sprengel;**)

1 (No. 6) in den Annales Schievelbeinenses.

Aus verschiedenen Gründen bespreche ich das jüngste Gedicht zuerst.

1. Das Lied von Jan Kucks Überfall der Stadt Beelitz i. J. 1478.

Kurfürst Albrecht Achilles (14701486) führte für seine Tochter Barbara, die Witwe des am 21. Febr. 1476 verstorbenen Herzogs Heinrich II. von Glogau, welcher kurz vor seinem Tode seine Gemahlin zur alleinigen Erbin seiner Lande eingesetzt hatte, einen langwierigen Krieg mit dem Herzog Johann II. von Sagan, der als Heinrichs nächster männlicher Seitenverwandter Ansprüche auf dessen Erbschaft erhob. Der Krieg, welcher bis 1482 dauerte, war reich an unerwarteten Ereig­nissen und Wechselfällen. Zu diesen gehörte auch ein kühner Reiter­zug, den Jan Kuck, ein in den Diensten des Herzogs stehender böhmischer Hauptmann, mit seiner Schar in das Innere der Mark unternahm, wo er die durch ihr Wunderblut reich gewordene Stadt Beelitz überfiel und eine kurze Zeit lang behauptete, bis er dann von dem Kurprinzen Johann belagert und zur Ergebung gezwungen wurde.

*) Das von Neumann überlieferte Gedicht, an poetischem Werte das schönste von allen, ist das von A. v. Riedel zweimal (Zehn Jahre aus der Gesch. der Ahnherrn des Preuss. Königshauses, 1851, S. 104168 und Gesch. d. Preuss. Königshauses, 1862, II. S. 183187) ohne Nennung der Quelle veröffentlichte Lied auf den Fall der Quitzows (cf. G. Sello in d. Zeitsch. f. preuss. Gesch. u. Landesk. XVII, 1880, S. 283), dessen Anfangs- und Endstrophe folgendermassen lauten:

1. Der milder Christ van hemelrik 29. Di uns diesen reigen sang,

der mark to tröste sekerlik Niclaus Uppslacht is he genannt,

het geben Marggraf Friderik to Brandenburg is he wol bekannt,

den edlen fürsten lobesamen. hi lovet di fürsten mit flite.

Nicolaus Upsclach war Notar und 1416 zusammen mit Engelbrecht Wusterwitz in einer Rechtsangelegenheit thätig, cf. W. Wattenbach, Beiträge zur Gesch. d. Mark Brandenburg in den Sitzungsberichten der König! Preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1883 p. 450. Daraus erklärt es sich, dass sein Gedicht von demselben Grundgedanken ausgeht wie die Memoiren des Engelbrecht Wusterwitz.

**) Joach. Friedr. Sprengel (geb. 20. Febr. 1726 zu Brandenburg-Altstadt, gest. 10. Jan. 1808) war, nachdem er vorher als Schulmann zu Berlin (an dem jetzigen Kaiser-Wilhelm-Realgymn.), Anklam und Brandenburg-Neustadt thätig gewesen war, Pfarrer zu Putzar und Boldekow (Kr. Anklam). Vermutlich besass er eine Sammlung alter Lieder; wenigstens von No. 3 wird berichtet, dass er es auseiner Handschrift^ ediert habe. Nachforschungen nach derselben würden sich empfehlen.

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