Heft 
(1897) 6
Seite
357
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H. Pieper, Pie histor. Volkslieder d. Mark Brandenb. a. d. Zeit. d. Mittelalt. 357

(2.) Vp einen Dinstag datt geschach,

Datt men Jan Knck Inryden sach,

. *)

Die iandtsknechte vth den wagen Sprüngen s. 46i Autog.

Die daren lethen sie vermhürenn.

(3.) Idt warde ene wyle die was nicht lang

Die bodeschop Jegen Brandenborg quham,

Tho unsenn wysen Herenn,

Gy wysenn Heren von Brandenborg,

Dott gy vns hulpe mheren.

(4.) Idt warde ene wyle die was nicht lange

Die bodeschop tho Berlin ock quham, ,

Tho unsenn Gnädigen Hern, j

Gnädige Here von Berlin,

Dott gy vns hulpe mheren. .

(5.) Vp einen D ornst ag datt geschach '

Datt men enen roden hanen vt flegen sach Tho Belitz awer die mhüre, '

Jan Kuck woT tho dem fenster vth sach Syn homod ward ehm verstürett.

Das Lied ist mit deutschen Buchstaben eingetragen, nur der Name Jan Kuck in Str. 1, 2 und 5 ist lateinisch geschrieben.

Das Gedicht, von dem Garz nureinige Strophen (aliquot versus) wiedergiebt, zeigt denselben metrischen und strophischen Bau wie ver­schiedene andere, besonders norddeutsche Volkslieder**), von denen das älteste von der Einäscherung des Klosters zu Catlenburg (bei Nordheim am Harz) i. J. 1346***) handelt; mit dem letzteren hat es auch sonst manche Ähnlichkeit, wenngleich kaum anzunehmen ist, dass es dem Ver­fasser unseres Liedes bekannt gewesen ist.

Von Redewendungen kommen in unsenn Gedichte verschiedene vor, die wir auch sonst in Volksliedern finden, z. B.:

*) Die dritte Zeile bat Gartz durch Punkte ausgefüllt; also bat er sie, als er auf der nächsten Seite weiterschrieb, nicht etwa aus Versehen weggelassen.

**) v. Liliencron, Histor. Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrh. Bd. I (1865), S. 77 no. 21 (v. J. 1371); S. 84 no. 24 (v. J. 1373); S. 272 no. 56 (v. J. 1420); S. 340 no. 68 (v. J. 143135); S. 348 no. 71 (v. J. 1435); S. 372 no. 76 (v. J. 1439); S. 374 no. 77 (v. J. 1439); S. 401 No. 84 (v. J. 144647); 8. 404 no. 85 (v. J. 1446 47); S. 406 no. 86 (v. J. 144647); S. 419 no. 91 (v. J. 144950); S. 424 no. 92 A u. B (desgl.); S. 437 no. 94 (v. J. 1450); S. 476 no. 102 (v. J. 1457), S. 489501 no. 1 06108 (v. J. 1457); S. 523 no. 112 (v. J. 1462); S. 529 no. 114 (v. J. 1462) u. s. w.

***) Bei Liliencron I no. 16. S. 60. Erhalten ist das Gedicht bei Letzner, Dasselische u. Eimheckische Chronica, Erfurt 1596. Bl. 24:Von diesem grossen fewr-

schaden /.hat man die Zeit vnnd dahervmb oberlaut folgendes liedt gesungen,

welches ich in seiner spräche / wie es von dem gemeinen Bawrenvolck gesungen / hieher habe setzen sollen. (Fortsetzung umstehend.)