Heft 
(1897) 6
Seite
358
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358 H. Pieper, Die liistor. Volkslieder d. Mark Brandenb, a. d. Zeit. d. Mittelalt.

Wille gi hören ein nyes, datt tho;

Up einen datt geschach, datt man sacli;

Idt warde eine wyle, die was nicht lang;

wo! tho dem fenster uth sach,

Syn homoth ward ehm verstürett.

Einen näheren historischen Zusammenhang solcher Lieder braucht man deswegen nicht anzunehmen. Volksdichtungen lieben es eben, sich in bestimmten stereotypen Formen zu bewegen.

In den ähnlichen Gedichten pflegt der Verfasser in der Schluss­strophe seinen Namen entweder genau oder andeutungsweise zu nennen; da eine solche hier fehlt wir wissen nicht, ob Gartz dieselbe nur weggelassen oder gar nicht gekannt hat, so müssen wir uns damit begnügen, die Vermutung auszusprechen, dass der Verfasser ein Branden­burger gewesen sein dürfte, da er die Botschaft gen Brandenburg zuunsern weisen Herren kommen lässt. In Brandenburg wird das Gedicht sich auch bis auf die Zeit, in der Gartz es nieder schrieb, also bis 1582, d. h. etwa hundert Jahre nach seiner Entstehung, im Volks­munde lebendig erhalten haben, da kein Anzeichen vorhanden ist, dass es schon früher gedruckt gewesen ist und dass Gartz etwa eine ge­druckte Vorlage benutzt hat.

Inhaltlich bietet das Lied nichts Neues. Der Überfall wird in Über­einstimmung mit den anderen Berichten auf einen Dienstag, die Rück­eroberung der Stadt durch den Kurprinzen Johann auf einen Donnerstag angesetzt: nach den genaueren Angaben der anderen Quellen sind dies, da Ostern i. J. 1478 auf den 22. März fiel und der Markustag der 25. April ist, Dienstag, der 28. April richtiger wohl die Nacht vom

27. zum 28. d. M. und Donnerstag, d. 7. Mai. Während dieser Zeit konnte alles, was Creusing berichtet* *), sehr wohl vor sich gehen. Die Brietzener kamen fast gleichzeitig mit Jan Kuck an, also am

28. April vormittags, die Brandenburger einen Tag später (cf.

Ann. Havelb.). Der Kurprinz, welcher, wie eine daselbst

1. Und wille gi hören ein nie gedieht, wat Horleman heft utgericht? mit stro und ock mit fure heft he dat gode Catelenborg verbrant so ungehure.

Aber auch der Überfall Lüneburgs

9. Düt led dat heft im widen veld gesungen Henni brun int veld to Catelenborg im Dome nicht heimlik sondern owerlut dem Horleman to hone.

(Liliencron I no. 21, S. 77 ff.) und von märkischen Liedern dasjenige auf Busse von Erxleben und die Stendaler (Liliencron I no. 24, S. 84 f.) sowie das auf den Sieg von Angermünde (Liliencron I no. 56, S. 272) bieten manche Vergleichspunkte.

*) Es ist sicherlich zu viel gesagt, wenn die Annales Glogovienses berichten, der ,Markgraf habe Beelitz drei Wochen lang belagert. Vielleicht ist dies die Zeit, die vom Aufbruch Jan Kucks aus der Heimat bis zur Eroberung von Beelitz ver­flossen war.