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H. Pieper, Kläterpott.
fern. „Grube, Pfütze, Cisterne, Ziehbrunnen (= ahcl. pfuzza, pfuzzi t, mhd. pfiitze f. „Lache, Pfütze, Brunnen“), die in dieser Mundart auch sonst noch in Ortsbenennungen vorkommt, z. B. in kattcnpöt in Iserlohn (neben hundeputtc auf der Ilemerschen Feldmark, Kr. Iserlohn), uppem Pöte, wie ein Stadtteil von Iserlohn heisst nach einer dort früher vorhandenen Pferdeschwemme, cf. Woeste S. 204. Freilich ist dieses westfülische pöt, dem ein altgermanisches* paut - a - s*) entsprechen würde, da das deutsche „Pfütze“ zweifellos das lateinische puteus „Grube, Cisterne, Brunnen“ ist, welches in der Gestalt * putja- in das Westgermanische überging, eine erst auf germanischem Boden, etwa nach dem Vorbilde von „Fluss“ (vergl. niederdeutsch vlote f. u. n. „Floss, Flotte“) zu „Floss“ (niederd. vlöt, vlöte m. u. f. „Fluss“ Flut*) oder „Genosse“ (altsächs. genöt) zu „nütze“ (cf. angelslichs. nytt, got. un-nut s) geschaffene Analogiebildung, doch kann dieselbe, da das Wort schon vor Beginn der zweiten sogen, hochdeutschen Lautverschiebung, d. h. vor dem 6. resp. 7. Jahrhundert ins Deutsche aufgenommen wurde, ziemlich alt sein.
Der erste Bestandteil des Namens Kleterpöt ist das über das gesamte Gebiet der deutschen, ja sogar der germanischen Sprachen verbreitete Sub- stantivum Klater, das zwar in unserer Schriftsprache noch nicht eingebürgert aber in den Mundarten so verbreitet ist, dass ihm z. B. in dem Grimmschen Wörterbuch (Bd. V, 1873, S. 1008) eine längere Besprechung zuteil wird. Die Bedeutung dieses Wortes ist zunächst „Absonderung aus dem Körper (Augenbutter,**) Nasenschleim u. s. w.)“, dann „Unrat“, besonders „der an Menschen und Tieren hängen gebliebene Schmutz“, und schliesslich, wie das Volk es ja überhaupt liebt, jede wertlose Sache als „Dreck“ zu bezeichnen, in übertragenem Sinne „geringfügiger Gegenstand, Lappalie, Fetzen u. s. w.“
Gebräuchlich ist das Wort besonders in den niederdeutschen Dialekten, cf.
Schiller u. Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterb. II, S. 474: „Klatte.
Schmutz aus der Nase, vergl. das noch übliche Klatterie, -re, Fetzen, Kleinigkeit.“
Fr. Woeste, Wörterbuch der westfälischen Mundart S. 129: „Kläter f. Klunker von Augenbutter, — vergl. nds. Klater“. ^S. 139. „Kolter, Augenbutter, cf. Kläter.***) S. 129: „klatsig, schmutzig auf der Strasse.“
G. Schambach, Wörterbuch der niederdeutschen Mundart der Fürstentümer Göttingen und Grubenhagen (Hannover 1858) S. 101: „Kläter ln. plur. Klatern 1. der Fetzen, Lumpen, ein zerrissenes Kleidungsstück, 2. der angespritzte Dreck, besonders der Drecksaum, welcher sich bei schmutzigem Wetter unten an dem Kleide, an der Ilose, am Mantel bildet. 3. Die Mistklunker an den Haaren der Kühe, der Schafe und anderer Tiere.“
*) Formen, die bisher in der betreffenden Sprache nicht nachgewiesen, sondern nur von den Grammatikern erschlossen sind, pflegt man mit einem * zu versehen.
**) Wegen dieser Bedeutung lassen sich als urverwandt vergleichen gr.
,Augenbutter“, pluuuZrj „triefäugig“, lat. gramiae (mit secundürem r statt 1,
wie in grando u. a.) , Augenbutter“, gramiosus „triefäugig“, cf. oculi gramiosi
„klätrige Augen“.
***) Kläter und kolter gehören zu derselben Wurzel wie z. B. „fragen“ und „forschen“, „Knabe“, „Knecht“ und „Kind“.