410
14. (5. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
In Süddeutschland, Oesten*eich, der Schweiz und anderen südlichen Ländern findet eine mein* oder weniger starke Zucht von Schnecken (Weiubergsschnecke, Helix) statt, da die Tiere eine beliebte Speise bilden. So bestehen u. A. im Kanton Zürich mehrere grössere Sclmecken- züchtereien, die, von Kleinbauern betrieben, sehr schöne Erträge abwerfen. Eine sanft nach Norden geneigte, etwas beschattete Rasenböschung ist die Weide des „Hornviehes“, sogenannt wegen der langgestielten Augen. Ein solches Stück Land trägt ja so wie so nicht viel Futter, besonders wenn Bäume sich darüber ausbreiten. Aber auch für die Schnecken darf die Beschattung nicht zu stark sein, sonst gehen im Herbst bei kalter und nasser Witterung die noch nicht eingedeckelten Tiere massenhaft zu Grunde. An der Sonne bekommen sie schöne, helle, weisse Häuschen, was sehr vorteilhaft ist. Damit sie sich solide behausen und bedeckein können, muss der Platz eher mager als fett, dafür aber kalkhaltig sein, um ihnen das Material für den Häuschenbau zu liefern; sonst bedarf es kleiner Gaben gebrannten Kalks oder auch etwas Sand, gleichmässig über den Boden gestreut, oder man bestreicht auch wohl grosse Steine im Schneckengarten mit Kalkmilch. Damit die im Mai vor dem Eierlegen eingefangenen Tiere nicht entrinnen, erhält der Schneckenpark als Umzäunung eine etwa halbmeterhohe Holzwand, deren Wände oben mit Eisenvitriol oder einem stinkenden Oele bestrichen werden; ein Kranz von Nägeln hindert die Tiere auch noch am Hinauskriechen. Man rechnet für 1000 Schnecken 2 Geviertmeter, darf aber den Platz nicht zu klein anlegen, da man bis zum Herbst leicht 20 000 bis 25 000 Stück heranzüchten kann, die einen Platz von mindestens 50 Geviertmeter gebrauchen. Da bei Sonnenschein und Wärme die Schnecken sich gern verkriechen, so muss man für geeignete Schlupfwinkel sorgen; lockeres Moos längs der Umzäunung oder ein Schutzdach aus Brettern zieht sie bald in grosser Zahl an. Die Fütterung ist sehr einfach. Bei trocknem Wetter fressen die Schnecken überhaupt nichts; sowie es aber regnet, muss auch das Futter da sein, sonst strengen sie alle Kräfte an, um das Freie zu gewinnen. Das Futter besteht aus Salat, Kohl und anderen Küchenabfällen, auch Löwenzahn, Brennesseln, Ackersenf, Melden und sonstige gross- und weichblätterige Unkräuter eignen sich sein* gut dazu. Wer sie ganz fett haben will, kann auch Kraftfuttermittel amvenden, die ihnen auf Kürbisblättern gereicht werden.
Gegen den Herbst, etwa Ende August oder Anfangs September, wird die ganze Weide sorgfältig, aber nicht zu dicht, damit die Schnecken nicht ersticken, mit Moos beworfen, so dass Ende September die Weide eine ein bis zwei handbreite dicke Schicht Moos bedeckt, unter welcher sich die Schnecken verdeckein und ruhig bleiben, bis man sie zusammenliest. Wenn sie gedeckelt sind, werden sie sorgfältig gesammelt, je