14. (5. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
413
der Lagune einer Oase in der Sahara, woselbst er sich mit der Expedition des Gerhard Rohlfs aufhielt, eine grosse Ampullarien-Schnecke entnommen und sie, unbemerkt von den gläubigen Marabuts, heimlich verzehrt habe.
Überall handelt es sich hier um gedeckelte Süsswasserschnecken, für das Verzehren ungedeckeiter Süsswasserschnecken vermag ich keinen Belag beizubringen.
c) Essbare Gehäuse-Meeres-^chnecken.
In den irischen Quartieren in London (Saint Giles) und sonst habe ich Strandscbnecken (Litorina litorea) engl, periwinkles, Kinkhornschnecken*) (Buccinum undatum) wulks oder willoksen und Schüsselschnecken (Patella vulgata) limpets, sämtlich der Nordsee entstammend, verzehren sehen. Schon auf Helgoland scheint man die Meeresschnecken zu verschmähen, erst recht an den übrigen deutschen Nordseeküsten. Dabei sind die Tiere wohlschmeckend; sie werden in den englischen und nordfranzöschen Garküchen, abgekocht, lose wieder in die Mündung hineingefügt und so zum Verkauf angeboten.
d) Essbare Süsswasser-Muscheln.
Gegen den Genuss von Süsswasser-Muscheln besteht eine weitverbreitete Abneigung, die gleichwohl einige Ausnahmen zulässt. Nach v. Martens a. a. 0. S. 285 ist innerhalb Europas nur in wenigen Gegenden Frankreichs (z. B. Gironde und Dep. Saone et Loire), Italiens und der türkischen Halbinsel das Verzehren der grösseren Süsswassermuscheln von seiten der ärmeren Klassen des Landvolks üblich und wird von einzelnen besonders herabgekommenen Individuen als letztes Hilfsmittel ergriffen, während die Süsswassermuscheln in Deutschland nur zur Fütterung der Schweine und anderswo auch zur Düngung der Felder benutzt werden.**) Auch in Nordamerika werden die grossen und zahlreichen Flussmuscheln gegenwärtig nirgends von den Angloamerikanern als Speise benutzt, wurden es aber vielleicht früher von
*) Vgl. meine Angaben über die Kinkhorn-Schnecke der Nordsee und westlichen Ostsee in den Verhandl. der Berl. Ges. für Anthrop. 1894 („Kinkhorn und Keuchhusten“). Die Deutschen essen sie nicht, lassen aber ihre Kinder, falls sie den Keuchhusten haben, daraus trinken. Das sausende Geräusch der Schnecke, wenn man sie ans Ohr hält, soll das „Kinken“ oder „Keuchen“ in der Kehle des Kranken vertreiben, sobald er das Heilmittel aus dem Kinkhorn schluckt I
**) Bei Johnston, Einl. in die Konchyliologie S. 33 finde ich folgende Stelle: „Von der Flussperlmuschel, Unio margaritifera, sagt Boetius, sie sey als Nahrungsmittel so sehr geschätzt, dass man ihr in alter Zeit, nicht unverdient, den Namen IVittwen-Lust gegeben habe. Scot. 15; — Art. Mollusca in Encycl. Brit. Suppl.“ So viel mir bekannt, wird die Flussperlmuschel, wo sie am häufigsten ist, im sächsischen Vogtland und in Bayern nicht gegessen.