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14. (5. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
Verkehrs ihren Fischreichtum verminderten und nun allmählich auch 'Wasser- und Eisenbahntransporte aus der weiteren Mark, Mecklenburg, Pommern hinzukamen.
Ausserdem wurde der Bedarf natürlich mit der zunehmenden Grösse und dem Wohlstände Berlins auch bedeutender.
Aber noch heute liefert sowohl die Spree als auch die Havel noch recht viel Fische und ernährt noch immer eine ganze Menge Familien. In der Mark Brandenburg gibt es heute noch gegen 1UUÜ selbständige Fischer.
Der Fischfang in Berlin selbst hat zwar bedeutend eingebüsst, immerhin hat neulich der Fiskus als Abfindung für den Aalfang an der Kurfürstenbrücke an 6 interessierte Fischer die Summe von 1.30 000 Mk. bezahlen müssen.
Die bedeutendsten Fischmärkte Berlins waren der Spittelmarkt, Gensdarmenmarkt, Alexanderplatz, Neue Markt, ausserdem aber der Potsdamer Platz, Oranienplatz, Oranienburger Thor und nicht zu vergessen der Sonnabend-Abendmarkt auf dem Pappelplatz.
Der Markt auf jedem dieser Plätze fand an zwei Tagen der Woche statt. Für die Fischhändler standen die grossen Fischfässer die ganze Woche hindurch auf ihren Stellen. Dieselben wurden von einem Unternehmer am Tage vor dem stattfindenden Markte gereinigt und mit frischem Wasser gefüllt.
Eines Tages jedoch verfügte die Polizei, dass die Fischfässer nicht mehr stehen bleiben durften., sondern nach jemaligem Gebrauch abgefahren werden mussten. Das wollte den Fischern nicht in den Sinn. Sie beriefen sich auf ihr sogenanntes gutes, altes Recht so lange, bis die Feuerwehr kam und die Fässer zwangsweise abfuhr.
Von da an hat ein anderer Unternehmer das Hin- und Herbesorgen der Fässer übernommen.
Die Verkäufer sassen in Wind und Wetter, brennender Sonne und Schneesturm unentwegt und harrten der Käufer, die oft spärlich genug erschienen.
Die Frauen sassen in einem viereckigen Kasten — „Kummt“ genannt. — Kaffee, schwach, aber heiss und süss, gab ihnen die nötige Hitze von oben, während ein glühender Kohlentopf zwischen den Füssen für Unterhitze sorgte. Diese Kohlentöpfe waren oft schöne Ausstattungsstücke aus Messing oder Kupfer.
Dass diese Lebensweise den Berliner Frauen geschadet hätte, kann niemand behaupten. Frau Kretschmer zog erst 1837 nach Berlin. Von 1824—1837, also 13 Jahre hindurch war dieselbe jeden Wochentag, im Winter zu Fuss von Coepenick nach Berlin gegangen, um hier Fische zu verkaufen, dann war dieselbe bis zum Jahre 1872 täglich aul dem offenen Markt und erfreut sich heute, 89 Jahre alt, noch eines recht