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14. (5. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
Trotzdem die Technik bei dem Verkauf grösserer Massen von lebenden Fischen eine durchaus schwierige ist, so reüssieren gerade diese Auktionen.
Lebende Fische müssen schnell verkauft werden und an den Konsumenten gelangen. Jede Stunde vermindert ihre Lebensfähigkeit und ihr Gewicht und Ansehen.
Ist die Anfuhr gross, grösser als der Bedarf, so muss durch billigen Preis ein grösserer Konsumentenkreis geschaffen werden.
Ist dagegen die Ware knapp, so muss der Fischer trotz seines geringen Fanges dennoch seinen genügenden Lohn finden, das heisst, die Fische müssen teuer verkauft werden.
Die Auktion ist offenbar der beste Weg, um Anfuhr und Bedarf im Preise auszugleichen. So sehen wir oft an einem Tage das Pfund Fisch für wenige Pfennige verkaufen, das am nächsten Tage vielleicht ebensoviele Groschen bringt. Ist nun auch die Auktion für den Verkauf von Süsswasserfischen bedeutungsvoll geworden, so ist das Seefisch- Geschäft doch in den Händen des freien Handels geblieben. Radmann & Lindenberg stehen an der Spitze desselben.
Was in Berlin fehlt, das ist die enge Verbindung zwischen der Engrosmarkthalle und dem grossen Publikum. Es wäre Aufgabe unserer Presse, tägliche Berichte über den Fischmarkt zu bringen und auf die Fische hinzuweisen, welche im Überfluss vorhanden sind und, je grösser die Nachfrage, um so schneller und billiger auch in allen anderen Markthallen, ja auch in den feinen Fischläden des Westens zu haben sind.
Über den Weid der Fischnahrung will ich mich nicht weiter aus- lassen. Wer Fische kennt, kann von Fischen leben und sich recht wohl dabei fühlen. Gut gekochte Fische sind leicht verdaulich und gesund und eignen sich namentlich für unsere jetzige Zeit, in welcher von dem nervösen und abgespannten Geschäftsmanne meist viel zu viel consistente Fleischnahrung genossen wird.
Um Ihnen nun einige Zahlen über den jetzigen Bedarf Berlins zu geben, benutze ich dazu diejenigen Angaben, welche der städtische Verkaufs Vermittler Herr Ferdinand Kretschmer in dem Fischereiverein für die Provinz Brandenburg in dessen letzter Generalversammlung gemacht hat.
Die Zahlen betreffen den Umsatz des Jahres 1896 und sind als einigermassen zutreffend zu betrachten.
Der Umsatz an Fischen in Berlin überhaupt beträgt 198,750 Zentner im Werte von 7,140.000 Mk. und zwar kommen davon auf lebende Fische 50,750 Zentner, also mehr als der vierte Teil, im Werte von 3,140.000 Mk. Der Durchschnittspreis für diese letzten 50,750 Zentner lebender Fische stellt sich auf 62 Mk. pro Zentner.