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14. (5. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
Von Sachverständigen geleitete Fischkosthallen würden in Berlin unbedingt reüssieren und am besten dazu beitragen, den Fischkonsum zu steigern. Ausserdem eignet sich der Hausirhandel namentlich in den Vororten ausserordentlich zur Erhöhung des Absatzes. Alle Städte der Welt, die viel Fisch konsumieren, haben starken Hausierhandel.
Leider beschäftigt sich auch die Berliner Presse, die doch sonst so rührig und findig ist, fast garnicht mit den Vorgängen in den Markthallen. Es ist allein der Berliner Lokalanzeiger, welcher wöchentlich einen Artikel „Markthallen-Wanderungen“ bringt.
Die Pariser grossen Zeitungen bringen aber regelmässig feuilleto- nistiscli gehaltene Artikel aus der Zentralhalle, welche die Anfuhren namentlich der Saison-Delikatessen und Fische behandeln.
Also — zugenommen hat der Verbrauch von Seefischen in Berlin in den letzten 10 Jahren unbedingt — aber trotzdem ist der Bedarf noch viel zu gering.
In der Aufstellung fehlt der Häring und zwar der frische oder grüne Häring, welcher im Frühjahr in grossen Partien von der pommer- schen Küste, sowie von Dänemark und Schweden herkommt und zu billigen Preisen hier verkauft wird. Es würde mich zu weit führen, wollte ich hier schildern, was alles aus diesen grünen Häringen zu machen ist. Der Engländer isst ihn morgens, mittags und abends. Der Umsatz ist nicht unbedeutend und kann gegen 100—120 Waggons per Jahr betragen.
Eigentümlicher Weise ist dieser Handel in Berlin weniger in den Händen der Fischhändler als in denen der Obst-Höker, ebenso wie der Handel mit geräucherten Fischen, welcher in Berlin eine ziemlich bedeutende Ausdehnung hat.
Ich verlasse nun dieses Thema in der Hoffnung, vielleicht ein Weniges für die Steigerung des Fischkonsums versucht zu haben und wende mich zu dem Krebshandel, meinem eigentlichen Berufe.
Auch dieses Geschäft hat eine gegen früher bedeutende Ausdehnung erfahren.
Im alten Berlin, noch in meiner Jugend, also vor 30 bis 40 Jahren, lieferten die Spree, Havel, die Oder und mächtige Seen überreichlich den Bedarf für Berlin, Leipzig, Dresden, Hannover, die von hier aus versorgt wurden.
Namentlich aus der Havelgegend von Zehdenick, Gross-Dölln kamen im Sommer fast täglich mit Hunden bespannte Wagen voll Krebsen. Ich erinnere mich dieser Händler noch recht gut, ihr Quartier war in der Prenzlauer-Strasse 9. Sie hatten oft eine Reise von 10 Meilen zu machen, die Menschen und Hunde langten totmüde an — die Krebse oft genug ebenso.