14. (5. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
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haben dazu geführt, den billigen Post-Tarif und das geschäftliche Entgegenkommen der Reichspost zu benutzen und^ es gehen jetzt in der Hauptsaison über Eydtkulmen, Prostken, Illowo und auch über öster- reicliische Grenzstationen täglich tausende von Körben Krebse nach allen Plätzen, namentlich aber Köln und Deutz a. Rhein.
Dass es für den Handel keineswegs leicht ist, solchen Postversand zu organisieren und die Ware in lauter kleinen Zehnpfund-Kolli zu verteilen, ist richtig — aber die Differenz zwischen Eilgut- und Post-Tarif ist so bedeutend, dass dieser Weg eingeschlagen werden musste.
Während die Post 100 Kilo Krebse von Eydtkulmen bis Köln für 10 Mk. befördert, stellt sich die Eilgut-Fracht auf 29 Mk. für dasselbe Quantum.
Inzwischen zeigen eine Reihe von Seeen in der Uckermark, Pommern und Preussen wieder Zunahme von Krebsen und liefern bereits nennenswerte Posten.
Fischerei-Vereine, welche über das ganze deutsche Reich ausgebreitet sind, sowie Private suchen durch das Einsetzen gesunder Krebse die Gewässer wieder zu bevölkern und zwar anscheinend nicht ohne Erfolg.
Das Berliner Publikum treibt tatsächlich Luxus mit Krebsen und prunkt gern mit recht grossen Exemplaren. Es ist Thatsache, dass die beste Ware hier in Berlin bleibt, aus dem einfachen Grunde, weil sie nirgends höher bezahlt wird als hier.
Aber in den letzten Jahren ist man doch dahinter gekommen, dass sich auch aus den Suppenkrebsen recht viele sehr feiner und leichter Gerichte hersteilen lassen und ich glaube nach allem, das Quantum Krebse, welches Berlin vom 1. Mai bis 1. Oktober verbraucht, auf über 000 Schock pro Tag taxieren zu dürfen.
Die Lehre, dass Krebse nur in Monaten ohne r schön sein sollen, gilt hier in Berlin, wenigstens in Bezug auf den September, nicht mehr — denn man weiss längst, dass gerade in diesem Monat die Krebse auf der Höhe ihres Wohlgeschmacks sind und benutzt gern die etwas billig ;eren Preise dieses Monats.
In der mir kurz bemessenen Zeit konnte ich die Beschreibung der Entwickelung des Berliner Fisch- und Krebshandels nur skizzieren und würde mich freuen, wenn Sie aus meiner Darstellung doch den Eindruck gewonnen haben, dass hier wie auf jedem anderen Gebiete der Berliner Industrie stets tüchtig und redlich gearbeitet werden musste und gearbeitet wurde. Berlin wird sich seinen Platz als bedeutende Fischhandelsstadt, sowie als Zentr alpunkt für den Krebshandel nicht mehr nehmen lassen. — ~ ——— -