Heft 
(1897) 6
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15. (Yi. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

geschah. Zwei Jahre später brachte der Thronwechsel von neuem Un­sicherheit. Die sprichwörtliche Sparsamkeit des Königs, seine Feind­seligkeit gegen die Federfuchser drohte dem Institut verhängnisvoll zu werden. Die Furcht vor der Zukunft beflügelt gewissermassen den Korrespondenten Jabionski und bewirkt, dass dieser trockene Geschäfts­mann sich über sich selbst erhebt. Seine Briefe aus dieser Zeit erhalten einen tieferen historischen Hintergrund, indem er allerlei allgemein Interessantes, besonders für den König charakteristisches Detail mitzu- teilen weiss. Eine der ersten Verfügungen Friedrich Wilhelms war, von der Kunstakademie die man damalsMalerakademie nannte (50 Thaler Miete für die von ihr innegehabten Räume zu verlangen. Der Akademie der Wissenschaften stand eine ähnliche Massregel bevor. Als Jabionski Leibniz darüber Mitteilung machte, schrieb der Philosoph folgendes deutsche Epigramm auf den Rand des Briefes:

Am Saal des Parlements, so England kann gebieten,

Schrieb Cromwel endtlich an: Der Orth ist zu vermiethen.

Dem Kunstwerck zu Berlin geschieht noch grössre Ehr,

Ein König schreibt ans Hauss: Weicht oder Thaler hehr!

Im übrigen ward er nicht entmutigt. Sein Eifer schien nur zu wachsen. Indem er den Publikationen der Akademie eine mehr praktische Richtung zu geben suchte, war er bestrebt, ihr die Gunst Friedrich Wilhelms zu verschaffen. Doch konnte er nicht verhindern, dass die Zuschüsse des Königs erheblich vermindert wurden. Dieser Umstand im Verein mit anderen bewirkte, dass, wie Jabionski schreibt, die Sozietät in einen languorem verfiel, aus dem sie sich erst unter Friedrich d.Gr. erhob.

Audi von allerlei pikantem litterarischen Klatsch einem Streite des berüchtigten Ölven, des Gründers der ersten Berliner Zeitschrift, mit dem Orientalisten und kgl. Bibliothekar La Croze, einem garstigen Handel, den ein Mitglied der Societät, Karl v. Meiseburg, hatte hören wir.

Die Akademie hatte damals und noch lange Zeit hindurch nicht den vornehmen, streng wissenschaftlichen Charakter, der ihr heute eigen ist. Sie verfolgte auch merkantilisch-technische Betrebungen und ver­schmähte es nicht, zur Beschaffung von Mitteln und um sich nützlich zu machen, ein Adressbuch Berlins herauszugeben, mit dem der Kalender des Jahres verbunden war. Von dieser auch wohl au anderen Orten geübten Gewohnheit schreibt sich übrigens die Bezeichnung Adress- ka len der her, die mau heute noch verwendet, obwohl unsere Adress­bücher nichts Kalendermässiges enthalten. Es ist rührend, zu lesen, wie Leibniz, der seine Pflichten als Präsident sehr gewissenhaft erfüllte, einmal bis ins Einzelne gehende Vorschläge zur Verbesserung des Kalenders tliut, als der Sekretär über den schlechten Abgang des Büch­leins klagte. Der Gedanke, sibirische Bergwerke zum Besten der