Heft 
(1897) 6
Seite
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15. (C. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

Langhauses auf der Nordseite weicht von den übrigen insofern ab, als es ringsherum durch breite Linien |eingefasst wird und als hier eine stehende Figur, welche den mit dem geteilten Nimbus versehenen Christus­knaben auf der Schulter trägt und, indem sie durch Wasser schreitet, mit beiden Händen einen Ölbaum erfasst also ein Christophorus zur Darstellung gebracht wird. Wenn, wie anzunehmen, auf den beiden nicht mehr erkennbaren Gemälden, gleichfalls sitzende Figuren dar­gestellt waren, so ergeben sich deren 12, so dass diese Bilder als die der Apostel anzusprechen sind. Dass dies der Fall, wird auch durch die Köpfe der Figuren und durch einzelne noch erkennbare Attribute bestätigt. Nun wäre es ja möglich, dass ebenso wie auf der Nordseite eine der Flächen der Südseite, auf denen die Darstellung nicht erkenn­bar ist, gleichfalls mit einer abweichenden Darstellung, ähnlich wie der Christophorus, versehen gewesen wäre. Gerade letzterem Bilde gegen­über befindet sich auf der Südseite eine solche Fläche. Dann wären nur 11 Apostelfiguren dargestellt gewesen und man hätte Judas ausge­lassen. Die Architekturen in diesen Gemälden gehören im wesentlichen der spätgotischen Kunstperiode an; aber es treten darin auch vielfach Formen der Friih-Renaissance auf. Die Architekturen sind dunkelbraun, aber auch schwarz konturiert und zwar im allgemeinen die spätgotischen schwarz, die der Renaissance dunkelbraun. Die Figuren sind teils auf dunkelblauem, teils auf grünlichem Grunde mit Konturierung in ge­brannter Siena gemalt, die Gewandungen mit ziemlich reichen spät­gotischen ^Falten; die Aussenseiten der Obergewänder zeigen damas- ziertes Muster. Die Ausführung ist als Flächenmalerei mit geringer plastischer Modellierung bewirkt. Die Entstehung der Bilder ist nach der Art der Darstellung, insbesondere der Architekturen und der Ge­wandungen, der Mitte des XV. Jahrhunderts zuzuschreiben. Wenn auch die Farben dieser Bilder, teils durch die Einwirkung der Luft, noch mehr aber der Tünche, welche sie so lange bedeckte, stark ausgebleicht sind, so lassen sich bei denselben, soweit sie nicht gänzlich zerstört sind, bei längerer Betrachtung in günstiger Beleuchtung die Formen der Köpfe, die Gewandungen, die Architekturen und auch die Farben noch sehr wohl erkennen und ein geschickter, in mittelalterlichen Formen und Darstellungen geschulter Maler wird sehr wohl im Stande sein, diese so erhaltenen Bilder, getreu in ihren früheren Formen und der Farbengebung wieder herzustellen bezw. zu ergänzen und die fehlenden Malereien stilgemäss zu erneuern.

Im Chorraum sind in gleicher Höhe wie im Langhause gleichfalls figürliche Darstellungen, aber in aufrechtstehender Stellung auf den er­heblich schmaleren Flächen zwischen Dienst und Fensterlaibung vor­handen gewesen; jedoch sind dieselben schlechter erhalten wie im Lang­hause. Immerhiü sind auf der Mehrzahl noch die mit reich damasziertem