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15. (0. onlentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
Melusine darstellend, wurde durch Überweisung an das Märkische Provinzial-Museum gegen weitere Beschädigung und Zerstörung gerettet. Einige Reste von Altarschreinen und Kanzeln, darunter zum Teil schön geschnitzte Figuren, welche mangels Pflege dem gänzlichen Verfalle ausgesetzt waren, wurden durch Überweisung an dasselbe Museum davor bewahrt.
7. Darauf folgt der Vortrag:
Der Oderstrom in der Mark von Dr. Eduard Zache.
Die Flösse und die Seeen sind die Zierde unserer Mark. In keinem anderen Striche unseres Vaterlandes finden wir wieder einen ähnlichen Reichtum und eine gleiche, günstige Verteilung derselben. Der Naturfreund sucht sie auf, um sich an ihrem klaren Wasser, in welchem sich der blaue Himmel und die grünen Wälder spiegeln, zu ergötzen, während die praktischen Hohenzollern Fürsten früh ihre wirtschaftliche Bedeutung erkannt hatten.
Von den Flüssen der Mark gehören die Havel und die Spree ihr ganz an; an ihnen liegen auch die beiden Städte, welche aus den typisch märkischen allmählich zu preussischen und deutschen geworden sind: Potsdam und Berlin. Die landschaftlichen Formen ihrer Thäler haben manche Ähnlichkeiten. In breiten Rinuen fliessen sie dahin, die sich häufig genug zu Seeen und Brüchen umgestalten; die begrenzenden Höhenränder besitzen zum grössten Teil flache Böschungen, und ihre Wassermassen, die das ganze Jahr hindurch ungefähr denselben Umfang behalten, bringen ihrer Umgebung nur selten ernstere-Gefahren.
Ein ganz anderes Bild gewährt die Oder. Ihre Thalrinne ist durchweg deutlicher ausgeprägt. Die Höhenränder schieben sich oft bis zu einem schmalen Pass aneinander und besitzen grössere Erhebungen. Oft erhalten sie gebirgsartigen Charakter, wie z. B. in dem Strich zwischen Brieskow und Lebus oder in dem Abschnitt kurz oberhalb .von Schwedt. Die Wassermasse, welche die Oder dem Meere zuführt, hängt merklich ab von der Jahreszeit und von meteorologischen Ereignissen, so dass bei der Oder alljährlich Hochfluten ihre schädigenden Finflüsse geltend machen, die oft sogar einen gefährlichen Charakter annehmen können.
Auch das historische Gemälde ist in beiden Fällen ein anderes. Havel und Spree haben ihre strategische Bedeutung in weit zurückliegender Zeit gehabt. Die Oder trat erst im vorigen Jahrhundert in den Vordergrund.
Auf den ersten Blick erscheint es wenig berechtigt, den Oderstrom innerhalb der Mark zum Gegenstand einer besonderen Betrachtung zu machen, da von den 900 km, welche der ganze Strom lang ist, nur 23b km der Mark angehören. Ein Blick auf die Karte lehrt indessen schon, dass diese Teilung ihre Berechtigung hat.