Heft 
(1897) 6
Seite
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15. (0. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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Abschnitte Barnim und Lebus. Über die Verteilung von Wald und Feld und über den landschaftlichen Charakter des Gebietes ist es nicht nötig zu sprechen, da es vor den Thoren Berlins liegt.

Wenden wir endlich unsere Aufmerksamkeit dem letzten Abschnitt, dem Durchbruch der Oder durch den Baltischen Höhenrücken, zu, so finden wir erst hier das beinahe alleinige Vorherrschen der Moränen­formation, während die Schichten der Braunkohlenformation sehr zurück­treten.

Auf der Neumärkischen Seite*) sind allerdings noch zwei Braun­kohlengruben im Betrieb, doch liegen sie hart neben dem Südraude in der Nähe des Dorfes Liebenow. Ein zweites, ganz unbedeutendes Vor­kommen von tertiärem Thon** ***) ) ist in der Nähe von Soldin nachgewiesen worden. Der Sand und Lehm der Moränenformation sind es daher, die uns auch hier in erster Linie beschäftigen sollen. In der Verteilung beider ist eine eigenartige Anordnung zu bemerken. Nach Norden zur pommerschen Grenze hin findet sich in grösseren zusammenhängenden Strichen der fruchtbare Lehmboden, der in der Umgegend von Soldin und Pyritz grosse Weizenfelder trägt. Das Terrain besitzt hier eine Meereshöhe von 70SO m. Südlich von dieser Lehmzone lagert ein ausgedehntes Sandgebiet mit den Dörfern Dölzig und Fahlenwerder, das aufgeforstet ist und sich von der Oder her parallel mit dem Wartethal weit nach Osten hin erstreckt. Es hat ungefähr 50 m Meereshöhe und beherbergt eine Anzahl Brüche, und Seeen, die durch Friedrich den Grossen entwässert und kanalisiert worden sind. Die grössten Seeen sind der Kusen- und der Steg-See, und die Gräben und Kanäle münden in die Mietzel. Südlich neben dem Dölzig-Fahlenwerder Bruch erhebt sich das Gelände zu einem 140 m hohen Kücken, dessen Kern die Braunkohlenschichten von Liebenow sind, und der wieder fruchtbaren Lehmboden aufzuweisen hat. Die Grenze zwischen dem Dölzig-Fahlen­werder Bruch und dem Soldin-Pyritzer Lehmgebiet ist merkwürdig aus­gebildet. Sie tritt als ein scharf hervortretender Kücken auf, der im hohen Riesenberg bei Schöneberg 104 m erreicht, und der mit grossen Steinblöcken und Geschieben reichlich bestreut ist. Man hat in diesem Strich einen Abschnitt der grossenBaltischen Endmoräne*) erkannt, deren Fortsetzung auf dem anderen Ufer der Oder wir noch kennen lernen werden. Nördlich dicht neben dem Endmoränenzuge findet sich ein ganz eigenartiges Seeengebiet, das aus folgenden Seeen besteht:

*) Zache: Die Entwässerung des Neumärkischen Plateaus am Ende der

diluvialen Abschmelzperiode (Zeitschrift für Naturwissenschaften, 64. Bd., S. 201).

**) Keilhack: Über ein Vorkommen von Mitteloligoeän bei Soldin in der Neu­mark. (Jahrb. d. Kgl. preuss. geolog. Landesanstalt für 1893. Berlin 1895. S. 187.)

***) Keilhack: Die baltische Endmoräne in der Neumark und im südlichen Hinter­pommern. (Jahrb. d. Kgl. preuss. geolog. Landesanstalt für 1893. Berlin 1895. S. 180.)