Heft 
(1897) 6
Seite
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15. (6. ordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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dem Soldiner-, Ziethen-, Klopp-, Wandel-, Baudin-, Libbe- und Haus- See, die künstlich durch eine Kanalisation mit einander verbunden und zum Teil entwässert worden sind. Auch diese Seeen dürfen wir wohl als Stauseeen auffassen. Sie entlassen ihr Wasser durch die Mietzel zur Oder.

Werfen wir endlich noch einen Blick auf die Uckermärkische Hoch­fläche. Es tritt hier, abgesehen von einer ganz unbedeutenden Stelle das Tertiär nicht mehr zu Tage. Es ist die Moränenformation, welche uns als Endmoränenzug*) in überraschend charakteristischer Weise in der Gegend von Liepe-Oderberg-Joachimsthal entgegentritt. Die Wälle aus Findlingen und die Blockpackung im Innern der Berge haben hier zuerst die Aufmerksamkeit der Geologen erregt. Alsdann findet sich bei einigen Seeen dieselbe Erscheinung, welche wir schon im Sternberger Ländchen und im Neumärkischen Plateau angetroffen haben. Hier sind der Grimnitz - See und der Parsteiner See die Stauseeen, welche hinter dem Moränenwall liegen, und der Werbellin dokumentiert sich durch seine ausgeprägte Rinnenform als ein Abflusssee. Wenn auch die Rand­gebiete neben dem Finowkanal und der alten Oder noch sandige Striche aufzuweisen haben, so ist doch der überwiegende Teil der Uckermark fruchtbarer Lehmboden.

Diese Ausführungen über die topographische und geologische Be­schaffenheit der weiteren Umgebung der Oder werden auf den ersten Blick zu weitschweifig erscheinen; sie gehören aber eng zum Oderstrom, und die geologische Beschaffenheit der Umgebung bedingt die Form der Oderrinne selbst in jedem einzelnen Abschnitt.

Fünf deutlich ausgeprägte Abschnitte können wir unterscheiden.

Der erste umfasst das Stück zwischen Tschichertzig und der Ein­mündung der Neisse. Er ist oben schon erwähnt worden und endet mit dem 2,8 km breiten Durchbruch zwischen Wellmitz und dem Weissen Berge. Im zweiten erweitert sich das Thal wieder ganz allmählich, so dass der Abstand der Plateauränder bei Neu-Zelle schon bis 6 km und zwischen Pohlitz-Ziebingen auf 12 km angewachsen ist. Der dritte Abschnitt ist der interessanteste, er ist das Durchbruchsthal zwischen der Lebuser und der Sternberger Hochfläche, an der engsten Stelle zwischen ßrieskow und Reipzig ist dasselbe nur 2,5 km breit und er­weitert sich bei Lebus bis auf wenig über 6 kin. Der vierte Abschnitt, der breiteste, umfasst das Oderbruch; dasselbe ist bei Kiistrin 18 km, bei Klewitz 15 km, bei Zellin 20 km, bei Wriezen 11,5 km breit. Im letzten Abschnitt, dem Durchbruch durch den Baltischen Landrücken,

*) Vgl. die Karte in Wahnschaffe: Die Ursachen der Oberflächengestaltung des Norddeutschen Flachlandes. Stuttgart 1891. S. 105.

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