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Kleine Mitteilungen.
Befragen nach einem alten Grabsteine wird ihnen ein abgetretenes, aber doch noch deutlich erkennbares Steinbild, das aufrecht in einen Pfeiler, dicht neben dem Altar, eingemauert war, gewiesen. Es war ersichtlich ein Reiteroberst, angeblich ein Tempelritter, der Ritter von Tempelhof geheissen. „Und diesen Grabstein liess er schon bei Lebzeiten machen — sagt das Mädchen —, weil er wollte, dass er ihm ähnlich werden sollte. Und er baute diese Kirche und baute zuletzt auch das Dorf, und nannte es Tempelhof, weil er selber Tempelhof hiess. Und die Berliner sagen „Templow“. Aber es ist falsch.“
„Er lag hier vor dem Altar über hundert Jahre, bis es ihn ärgerte, dass die Bauern und Einsegnungskinder immer auf ihm herumstanden, und ihm das Gesicht abschurrten, wenn sie zum Abendmahl gingen. Und der alte Maltusch, der jetzt ins neunzigste geht, hat mir und meinem Vater erzählt, er hab’ es noch mit seinen eigenen Ohren gehört, dass es noch mitunter so gepoltert und gerollt hätte, wie wenn es drüben über Schmargendorf donnert. Aber sie verstanden nicht, was das Poltern und Rollen bedeutete. Und so ging es, bis das Jahr, wo der russische General, dessen Namen ich immer vergesse, hier auf dem Tempelhofer Felde lag. Da kam einen Sonnabend der vorige Küster und wollte die Singezahlen wegwischen und neue für den Sonntag anschreiben. Und nahm auch schon das Kreidestück. Aber da sah er mit einem Male, dass die Zahlen schon weggewischt und neue Gesangbuchzahlen und auch die Zahlen von einem Bibelspruch, Kapitel und Vers mitangeschrieben waren. Alles altmodisch und undeutlich, und nur so grade noch zu lesen. Und als sie nachschlugen, da fanden sie: ,Du sollst Deinen Todten in Ehren halten und ihn nicht schädigen an seinem Antlitz.“ Und nun wussten sie, wer die Zahlen geschrieben und nahmen den Stein auf, und mauerten ihn in den Pfeiler.“ Schach bemerkt hierauf, es sei ein Reiteroberst aus der Zeit des dreissigjährigen Krieges oder auch erst aus den Tagen von Fehrbellin, Achim von Haake, gewesen. Dass diese Geschichte dichterische Erfindung sei, braucht wohl kaum hinzugefügt zu werden, volkstümlich und für die Sache lehrreich klingt sie darum nicht minder.
Auf der Generalversammlung des Gesamtvereins der deutschen Ge- schiebts- und Altertumsvereine in Schwerin habe ich als deren Vorsitzender am 9. September 1890 auf die Dringlichkeit des Schutzes der als Platten in den Kirchen liegenden alten Grabsteine (vgl. Korrespondenzblatt des Gesamt- .Vereins etc. 38. Berlin 1890, S. 111) hingewiesen. Am 14. Februar 1889 war für Preussen bereits ein Staatsministerialerlass zum Schutz der Grabsteine veröffentlicht (a. a. 0. Jahrg. 37, 1889, S. 177); auch im Jahrg. 39, 1891, S. 28 bin ich nochmals auf die Notwendigkeit der Erhaltung der Grabsteine eingegangen.
in der Bestätigung dieser Schenkung seitens des Dom - Kapitels in Brandenburg vom selbigen Tage (Riedel, A. XIII. 316) wird ein „magister Hermannus de Ternplo“ in Gemeinschaft mit höheren Geistlichen, den Aebten von Zinna und Lehnin, dem Probste Symeon von Kölln etc. und zwar gleich hinter den Aebten, als Zeuge aufgeführt. (Nach Brecht, das Dorf Tempelhof, Berlin 1878, S. 3 flg.) Es fragt sich aber, ob „ternplo“ hier nicht einfach der Ablativus des lateinischen Wortes „templum“ ist. 43 Jahr später findet sich das Dorf zuerst unter dem Namen „Tempelhoffe“, „Tempelhove“ erwähnt, Brecht a. a. 0. S. 6.