Heft 
(1897) 6
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Kleine Mitteilungen.

zurückzugehen. Dasselbe dürfte auch für die Kirche in Hönow geboten sein, ebenso um des Rundbogens willen in seinem aus Granitquadern abge­treppten Portal, wie wegen der Übereinstimmung der Marken. Ich zweifle nicht, dass diese Marke sieh bei genauerer Untersuchung der märkischen Dorfkirchen jener Zeit auch noch anderweitig finden würde. Hinzugefügt sei noch, dass das Portal von Plöwen genau dasselbe Profil hat, das sich an einem anderen märkischen Bau findet, nämlich an der Marienkirche in Prenzlau. Überhaupt entsprechen die Cjuadcrbauten Mittelpommerns durch­aus den märkischen und sind offenbar nach dem Vorbilde dieser gebildet, während sie in dem westlichen Pommern ihre Muster von Westen her aus Mecklenburg erhalten zu haben scheinen. Namentlich ist der Zusammenhang in der Bauweise in der Uckermark und in dem Kreise Randow ganz unver­kennbar.

Stettin, den 25. November 1897. H. Lemcke.

In Verfolg dieser dankenswerten Mitteilung des Herrn Provinzial-Kon- servators für Pommern Gymnasialdirektor Professor Lemcke bitte ich die Leser dieser Zeitschrift um gefällige Angabe nach dem Märkischen Museum, wo sich sonst etwa noch ähnliche schachbrettförmige Steinmetzzeichen befinden, Vergl. meine Abbildung im Monatsblatt 1893 Seite 86. E. Priedel.

Der hoffähige Leierkasten. Im September 1896 berichteten die Zei­tungen, dass Kaiser Wilhelm II. den italienischen Leierkastenmann Savori nach dem Marmorpalais in Potsdam kommen liess, um dort zum Geburtstag einer Prinzessin aufzuspielen, und dass unser Herrscher mit dem Manne, der nur gebrochen deutsch sprach, sich leutselig unterhielt. Dieser Savori, der nicht unvermögend ist und sich mit dem angeborenen Chic seiner Landsleute zu benehmen versteht, wird in Potsdam häufig von hohen und höchsten Kreisen requiriert, in die Hotels und Offizierkasinos sowohl als auch in Privatgesellschaften. Der vor etwa 20 Jahren in Potsdam eingewanderte Drehorgelspieler sorgt denn auch dafür, dass er stets die neuesten Tänze und Weisen auf die Walze bringt.

Ich kann bezüglich Berlin hinzufügen, dass ich auch hier bemerkt habe, wie in Familien der höchsten Aristokratie, die in Berlin den Winter über zubringen, ohne hier ansässig zu sein, sich in ihren Quartieren nicht selten durch Drehorgelspieler zum Tanze aufspielen lassen. Selbstredend sind dies stets ordentlich gekleidete, anständige und auserlesene Leute.

Ein alter biederer Berliner Bürger, der Tischlermeister Theodor Schmie­decke, der bereits im Jahre 1847 im Hause meiner Eltern tischlerierte, also auf eine lange Lebenszeit zurückblickt und voller denkwürdiger Erinnerungen steckt, teilt mir anlässlich des Savorischen Falles folgendes mit:

Mein Grossvater mutterseits, der Mechanikus Joseph Benoit, Besitzer einer Tierbude (Menagerie) und eines mechanischen Kabinets, Berlin, Georgen­strasse 45, bereiste von hier aus mit seinen Schaustellungen aller Herren Länder, selbst ausserhalb Europas, und liess sich als etwas ganz besonders Neues und Merkwürdiges in Breslau eine künstliche Drehorgel bauen, mit welcher er hier in Berlin etwa in den Jahren 1780 bis 1790 auftrat.