Kleine Mitteilungen.
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Benoit wurde mit seinem Wunderkasten sehr häutig in das Berliner Königliche Schloss befohlen. Auf der Drehorgel waren grosse mechanische Figuren befestigt, welche sich zum Ergötzen der Hörer und Beschauer nach dem Takt der Musikstücke bewegten. Auch andere Kunststücke, Schattenspiele, Laterna Magiea-Bilder und dergl. wurden von Benoit gezeigt. Besonders exzellierte er durch die Darstellung des Leichenkonduktes der hochseligen Königin Luise, der auf eine Wandseite des Weissen Saales geworfen wurde und unter Trauermusik passierte, wobei der gesamte Hof, natürlich auch die jugendlichen Prinzen und Prinzessinnen zugegen waren.
Dies verschaffte dem Benoit viel Kundschaft, er musste mehrere dergleichen kunstvolle Leierkasten anschaffen, deren Spiel in den Hotels und Gasthäusern sehr begehrt war und meinem Grossvater viel Geld brachte.
Alle diese Kunstsachen waren, wie angedeutet, in dem alten Hause Georgenstr. 45 untergebracht, welches tief unter dem Strassendamm lag und ein doppeltes Dach hatte, weshalb das Gebäude den Spitznamen ,der Neustädtische Sargdeckel' führte.“ —
Ich bin im Jahre 1848 als Kind in diesem seltsamen und unheimlichen Bau, der so recht wie ein Spukhaus aussah, öfters gewesen. Er ist längst verschwunden. An seiner Stelle erhebt eich ein dem Kgl. Oberhofmarschallamt gehöriges Dienstgebäude.
Berlin, 11. November 1897. F. Friedei.
Hochzeitsthaler. Das Märkische Museum hat vor kurzem einen wohlerhaltenen silbernen Hochzeitsthaler erworben. Auf der Vorderseite ragt aus Wolken ein rechter Arm, der an flatternden Schnüren drei verbundene Herzen hält. Darunter zwei sclinäbelnde Turteltauben, rechts und links je eine blühende Blume und ein Fruchtbaum. Darunter:
Wo Gott die Hertzen so verbunden,
Da bringt die Eh’ beglückte Stunden.
Auf der Rückseite steht:
Soll Dein Freyen Woll gedeyen,
Flehe Gott umb Gnade an.
Bei dem Flehen Mustu sehen,
* Ob Dein Freyen woH gethan:
Freyen ist kein Pferdekauff,
Freyer thu die Augen auif.
Bei den letzten zwei Zeilen fallen einem unwillkürlich die berühmten Verse wieder ein, welche der im Ratsweinkeller zu Lübeck befindliche Sandsteinkamin (1575) des „Brautgemachs“ trägt:
Menich man lüde synghet,
Wen me em de brut bringet.
Weste he wat man en brochte:
Dat he wol wenen mochte.
(Mancher Mann laut singet,
Wenn man ihm die Braut bringet;
Wüsste er was man ihm brächte:
Dass er wol weinen möchte.)
E. Fr.